Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Rückblick 2018
#Völklingen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte blickt auf ein außergewöhnliches und emotionales Jahr 2018 zurück. Bewegendster Moment war die Eröffnung der Installation „Die Zwangsarbeiter – Erinnerungsort in der Völklinger Hütte“. Nach Jahren der Forschung zu den Zwangsarbeitern in der Völklinger Hütte hat der französische Weltkünstler Christian Boltanski einen emotionalen Erinnerungsort im Weltkulturerbe Völklinger Hütte geschaffen. 2018 war der Start des Schwerpunkts „Arbeiten auf der Völklinger Hütte“ mit zahlreichen Aktionen, Ausstellungen und Vorträgen. Der 90-minütige Film des Saarländischen Rundfunks „Der eiserne Schatz“ zu den Geschichten der Völklinger Hütte feierte im SWR-Fernsehen seine Fernsehpremiere. Eine herausragende Besucherresonanz erreichte die Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“ mit mehr als 90.000 Besuchern. Die Ausstellung wurde bis Ostermontag, den 22. April 2019, verlängert. Insgesamt besuchten rund 230.000 Menschen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, seine Ausstellungen und Veranstaltungen. 2019 feiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte 25 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe.
„Das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte bewahrt das Erbe der Industriekultur für die Menschheit und ist heute einer der bedeutendsten Orte der Industriekultur. Die Völklinger Hütte ist ein Wahrzeichen des Saarlandes und in ihrer Geschichte spiegelt sich geradezu prototypisch die Geschichte Europas mit der Zeit der Hochindustrialisierung, technischem Fortschritt, aber auch mit dem Konflikt um Rohstoffe zwischen Deutschland und Frankreich und dem dunklen Kapitel der Zwangsarbeiter in zwei Weltkriegen. Aus der Geschichte der Völklinger Hütte leitet sich ein Plädoyer für Europa ab, die Ausstellungen sind dem Gedanken der Weltkultur im Sinne der UNESCO verpflichtet. Industriekultur ist heute ein bedeutender kulturwirtschaftlicher Faktor. Die Verbindung von Industriekultur und überregional ausstrahlenden Ausstellungen sind für das Weltkulturerbe Völklinger Hütte der entscheidende Reiseimpuls. Mit der Besucherzahl sind wir hochzufrieden. Insbesondere die Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“ hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Am Donnerstag, dem 1. November 2018, wurde im Weltkulturerbe Völklinger Hütte der Erinnerungsort für die Menschen eröffnet, die in der Völklinger Hütte Zwangsarbeit verrichten mussten. Ein emotionales Kunstwerk des Weltkünstlers Christian Boltanski, das die Erinnerung an diese Menschen wachhält und erlebbar werden lässt. Mit dem Erinnerungsort erschließt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Erinnerung an das Thema Zwangsarbeit neu. Der Erinnerungsort für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der Völklinger Hütte ist mit der Dokumentation der Forschungsarbeit verbunden. In Zusammenarbeit mit der Historikerin Dr. Inge Plettenberg wurden hierzu mehrere neue Publikationen vorgestellt. Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte dokumentiert die Recherche-Station zum Thema den neuesten Forschungsstand.
Arbeiten auf der Völklinger Hütte
Die Installation „Die Zwangsarbeiter – Erinnerungsort in der Völklinger Hütte“ von Christian Boltanski war 2018 der wichtigste Beitrag zum großen Thema des Weltkulturerbes Völklinger Hütte „Arbeiten auf der Völklinger Hütte“. Der 1. Mai wurde erstmals mit dem europaweiten Tanzereignis „Work it Out!“ gefeiert. Dieses Tanzereignis in Kooperation mit ERIH – European Route of Industrial Heritage (Europäische Route der Industriekultur) wird auch 2019 wieder am 1. Mai im Weltkulturerbe Völklinger Hütte stattfinden. Den Start des großen Themas „Arbeiten auf der Völklinger Hütte“ bildete das Skulpturenprojekt „Second Life – 100 Arbeiter“ von Ottmar Hörl. Die 100 Hüttenarbeiter von Ottmar Hörl sind an zahlreichen Stellen des Besucherrundwegs im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu finden. Der Erinnerung an die tägliche Arbeit der Hüttenarbeiter in der Völklinger Hütte widmet sich auch die Installation „Erinnerungen | Souvenirs | Memories“ von Christian Boltanski in der Erzhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, die zeitgleich mit dem Erinnerungsort für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eröffnet wurde.
Ein weiterer Höhepunkt war das Experten-Meeting „Europa erster Industriekulturkontinent“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte anlässlich des Besuchs des Niederländischen Königspaares im Saarland. Experten und Studierende aus verschiedenen Nationen diskutierten die Geschichte und die Zukunft der Industrie- und Arbeitskultur in Europa. Zum Abschluss des Meetings wurde die „Völklinger Hütten-Erklärung“ zur europäischen Industriekultur erarbeitet. Die „Völklinger Hütten-Erklärung“ ruft dazu auf, die Stätten der Industriekultur in ihrer vollständigen Authentizität zu erhalten, zu erklären und als „lebendige Zentren der Kultur und Wissenschaft“ zu etablieren. Im November startete die Ringvorlesung „Industriekultur – quo vadis?“, in der internationale Experten den aktuellen Entwicklungsstand und das Zukunftspotential der Industriekultur diskutieren. Diese Ringvorlesung wird vom 8. Januar 2019 bis 5. Februar 2019, jeweils dienstags um 18.30 Uhr, fortgesetzt. Die Ringvorlesung „Industriekultur – quo vadis?“ ist Teil des neuen Zertifikats „Industriekultur – Kulturmanagement“ an der Universität des Saarlandes. Auch in den nächsten Jahren wird das Thema „Arbeiten auf der Völklinger Hütte“ einen Schwerpunkt im Weltkulturerbe Völklinger Hütte bilden.
Seine Premiere im SWR-Fernsehen feierte im September 2018 der Film „Der eiserne Schatz“ des SR-Journalisten Sven Rech. Der Film erzählt die Geschichten, die sich rund um die Völklinger Hütte abgespielt haben und bietet so einen einfühlsamen und sehr emotionalen Blick auf die Völklinger Hütte. Zahlreiche Zeitzeugen erzählen in diesem Film, was es hieß, auf der Völklinger Hütte zu arbeiten. Nach der 45-minütigen Dokumentation von Spiegel TV Geschichte zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte in der Reihe „Das Erbe der Deutschen“ ist der 90-Minuten-Film „Der eiserne Schatz“ der zweite lange Film, der die Völklinger Hütte und das heutige UNESCO-Weltkulturerbe in den Blick nimmt.
Herausragendes Besucherinteresse für „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“
Mit insgesamt 186.545 Besuchern ist im April 2018 die Ausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott.“ aus dem Jahr 2017/2018 zu Ende gegangen. Parallel zu den Brexit-Verhandlungen setzte das Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2018 einen Ausstellungsschwerpunkt zur Kultur Großbritanniens. Mehr als 90.000 Besucher sahen die Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“. Die Ausstellung hat damit die Erwartungen deutlich übertroffen. Aufgrund des herausragenden Besucherinteresses verlängert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“ bis Ostermontag, den 22. April 2019.
Nur noch bis Sonntag, den 6. Januar 2019, ist die Ausstellung „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen. Danach geht die Ausstellung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte auf Reisen und wird an mehreren Orten in Portugal und Spanien wie Porto, Lissabon oder San Sebastián gezeigt.
Insgesamt besuchten im Jahr 2018 rund 230.000 Menschen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, seine Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Besucherzahl beinhaltet Veranstaltungen wie „electro magnetic“ oder das „Autokino am Weltkulturerbe Völklinger Hütte“. Auch der nichtzahlungspflichtige Bereich und kostenfreie Veranstaltungen wie der „Völklinger Hütten Jazz“ und die Mobil-Home-Station wurden berücksichtigt.
143.588 Besucher lösten 2018 eine Kombi-Eintrittskarte für das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Rund 25 Prozent der Besucher kamen aus dem Saarland. Rund 55 Prozent reisten aus den restlichen deutschen Bundesländern an, rund 20 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland. Insgesamt wurden 2.130 Gruppenführungen gebucht.
Ausblick: 25 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte
2019 feiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte 25 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist das erste Industriedenkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Am 17. Dezember 1994 im thailändischen Phuket war es noch eine Sensation, dass ein Industriedenkmal in den Rang eines UNESCO-Weltkulturerbes erhoben wurde. Und es war fraglich, ob der drohende Verfall der Völklinger Hütte abgewendet werden könnte. Heute ist das Weltkulturerbe Völklinger Hütte das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist ein international bedeutendes Industriedenkmal und ein lebendiger Erlebnisort des 21. Jahrhunderts. Das Jubiläum 25 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe feiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte mit zahlreichen Führungen und Veranstaltungen. Der „Völklinger Hütten Jazz“ geht 2019 in sein 20. Festivaljahr.
Bis Ostermontag, den 22. April 2019, ist im Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“ zu sehen. Sie zeigt ein umfassendes Porträt der Queen Elizabeth II. und lässt 90 Jahre in Bildern der Queen lebendig werden. Die Ausstellung präsentiert Fotos, Gemälde, Briefmarken und Münzen aus einer der größten Sammlungen dieser Art, der Sammlung Luciano Pelizzari. Herausragende Exponate aus weiteren europäischen Sammlungen wie der Sammlung Marina Minelli, Ancona, der Museumsstiftung Post und Telekommunikation und dem Postal Museum London vervollständigen die Ausstellung. „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“ ist die erste Ausstellung zu Queen Elizabeth II. in Deutschland.
Weitere Ausstellungen und Veranstaltungen sind geplant und werden noch kommuniziert.
Zitate zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte 2018
„Das kann man nicht einfach so plattmachen und Bäume pflanzen. So was muss erhalten werden für die nachfolgenden Generationen, damit sie sehen, was unsere Vorfahren leisten mussten, geleistet haben und wo der Wohlstand herkommt.“
(Besucher des Weltkulturerbes Völklinger Hütte im Film „Der eiserne Schatz“ von Sven Rech, Erstausstrahlung im SWR-Fernsehen, 30. September 2018, 20.15 Uhr)
„Ja, die Hütte ist ein Denkmal, genauso wie eine Kathedrale oder ein Schloss. Doch sie hat unsere moderne Welt vielleicht stärker verändert als der mächtige Dom oder die romantische Ritterburg.“
(Reiseautor Wolfgang Rössig im POLYGLOTT-Reiseführer „Deutschland – 100 Sehnsuchtsziele)
„Mit der Völklinger Hütte macht das Saarland Kulturschlagzeilen. Das ist gut fürs Image […] Wer Banksy ist, bleibt ein großes Geheimnis. Die Fotos aber machen seine Projekte erlebbar und das ist schrecklich beeindruckend.“
(Susanne Freitag, ZDF, heute-journal, 25. März 2018, 21.45 Uhr, zur Ausstellung „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“)
„Je vous emmène dans une usine sidérurgique classé au patrimoine mondial de l’UNESCO et qui aujourd’hui est un centre culturel incroyable et où en ce moment ce déroule une exposition qui rend hommage à une légende vivante, la reine Elizabeth.“
(Myriam Seurat, France 2, Télématin, 13. Juni 2018, 8.45 Uhr, zur Ausstellung „Legende Queen Elizabeth II. Sammlung Luciano Pelizzari“)
„Schweigen, das einem Tosen gleicht. Denn das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung: Der Künstler Christian Boltanski macht Zwangsarbeiter in Völklingen sicht- und hörbar.
[…] Die Völklinger Hütte wird zu Boltanskis archäologischem Echoraum. Er gilt dem Erinnern an 1446 Zwangsarbeiter im Ersten und 12393 im Zweiten Weltkrieg – Männer und Frauen. Selbst einige Kleinkinder, die während des Krieges in der Gefangenschaft zur Welt kamen, waren darunter. […] Die Botschaft des Mahnmals heißt Erinnern, die Bilder des Erinnerns jedoch bleiben jedem Besucher allein überlassen.
[…] Situativ aus der Arbeit an der Installation „Die Zwangsarbeiter – Erinnerungsort“ hat sich für Christian Boltanski noch eine temporäre Ausstellung ergeben: „Erinnerungen, Souvenirs, Memories“. Sie gilt den ehemaligen Hüttenarbeitern und ihren Spinden. […] Es ist ein magischer Raum, als habe ihn der von Boltanski verehrte Bühnenmagier Tadeusz Kantor entworfen.“
(Barbara Catoir, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. November 2018, zu den Installationen von Christian Boltanski im Weltkulturerbe Völklinger Hütte)