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Warum stolpert Grewenig über die Stolperschwelle? : Völklingen im Wandel
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Warum stolpert Grewenig über die Stolperschwelle?

#Völklingen. In einem offenen Brief wandte sich Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbe Völklinger Hütte, an einen der Initiatoren des Aktionsbündnisses Frieden: Herrn Doktor Hämer. Stolpersteine erinnern in ganz Völklingen bereits an Gräueltaten aus der NS-Zeit. Nun möchte das Aktionsbündnis eine Stolperschwelle vor dem Weltkulturerbe verlegen, die an die Opfer der Zwangsarbeit erinnern soll.



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Als Haupteingang beschriftet, von Grewenig als "unwürdiger Nebeneingang" bezeichnet: An Stelle der hellen Verbundsteine soll bald eine 67 mal 10 mal 10 Zentimeter große Stolperschwelle an die Opfer der Zwangsarbeit erinnern. Etliche Hinweisschilder, Tafeln und Informationen laden passanten zum Lesen ein. Foto: Hell
Als Haupteingang beschriftet, von Grewenig als „unwürdiger Nebeneingang“ bezeichnet: An Stelle der hellen Verbundsteine soll bald eine 67 mal 10 mal 10 Zentimeter große Stolperschwelle an die Opfer der Zwangsarbeit erinnern. Etliche Hinweisschilder, Tafeln und Informationen laden Passanten zum Lesen ein. Foto: Hell

„Der vom Völklinger Aktionsbündnis Frieden vorgesehene Gedenkort an einem Nebeneingang der Völklinger Hütte  ist unwürdig“

…. schreibt Grewenig als ersten Betreff seines Briefes. Der ehemalige Materialeingang, heute als Besuchereingang genutzt, liegt an einem 2,3 Meter schmalen Fußsteig direkt an der Hauptstraße zwischen Völklingen und Wehrden. Dieser Ort sei würdelos, so Grewenig: Direkt neben einer vielbefahrenen Straße, wo regelmäßig Mülltonnen der Kunsthochschule zur Abholung bereit gestellt würden, sei keine passende Stelle für das Andenken an die Zwangsarbeit. Außerdem stellt die Stolperschwelle in Grewenigs Augen eine Gefährdung der Verkehrssicherheit dar, denn so würden Menschen an dieser Stelle stehen bleiben und so „unverantwortbare Besucherstaus“ verursachen – die vielen Hinweise und Tafeln an diesem Tor (siehe Foto oben) tun dies aber scheinbar nicht.

Außerdem sei für den Gehsteig vor diesem von Grewenig als „Nebeneingang“ bezeichneten, aber als Haupteingang beschrifteten, Zugang zum Welterbe nicht die Stadt Völklingen als Genehmigungsbehörde verantwortlich, sondern das Land.

Sein Gegenvorschlag: Die Verlegung auf dem Völklinger Platz. Doch die Bündnis-Sprecherin Caroline Conrad erklärte zu Grewenigs Vorstoß gegenüber der Saarbrücker Zeitung kurz und bündig: „Es bleibt dabei.“ Der Völklinger Platz sei zu wenig frequentiert um für dieses Denkmal ein passender Ort zu sein, kurz: Hier sieht niemand das worüber man sinnbildlich stolpern soll.

„Der vom Völklinger Aktionsbündnis Frieden vorgesehene Text ist historisch unangemessen“

… so lautet der zweite Betreff des offenen Briefes. Der uns nicht vorliegende, für die Stolperschwelle vorgesehene Text wurde laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung von Herrn Gunter Demnig, dem Aktionskünstler der bereits viele hundert Stolpersteine in deutschen Städten verlegte, erarbeitet. Er hat auch das Urheberrecht an der Schwelle, weswegen eine Textänderung nicht so einfach ist.
Grewenigs Vorschlag „Im Gedenken an die Opfer der Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte.“ stößt beim Bündnis auf wenig Begeisterung. Conrad meinte gegenüber der SZ dazu, eine solche Inschrift sei so neutral und so verwässert, dass sie den Leiden der Opfer nicht gerecht werde. Man brauche eine Aussage, die die Menschen mitnehme.

Außerdem, so schreibt Grewenig, sei eine rein auf deutscher Sprache verfasste Inschrifft gegenüber den vielen Nationalitäten unter den Opfern nicht würdig, und müsse mehr Sprachen beinhalten.

Der Einsatz von Zwangsarbeitern wird nicht abgestritten

Stolpersteine in Völklingen
Stolpersteine erinnern in ganz Völklingen bereits an Gräueltaten in der NS-Zeit. Nun möchte das Aktionsbündnis eine Stolperschwelle vorm Weltkulturerbe verlegen, die an die Opfer der Zwangsarbeit erinnern soll.

In seinem Schreiben bestätig Grewenig sogar den Einsatz von „12.276 ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern [..] zur Zwangsarbeit“ und kündigt eine Ausstellung mit dem Thema „Die Röchlings und die Völklinger Hütte“ an, wobei Zwangsarbeit ein Themenschwerpunkt sein soll. Auch ein „webbasierter“ Ort der Erinnerung soll zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter geschaffen werden.

Am Dienstag, 19. August, 17 Uhr, soll die Stolperschwelle zum Gedenken an Tausende von Zwangsarbeitern vor dem Besucher-Haupteingang des Weltkulturerbes Völklinger Hütte verlegt werden. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Chor „Les amis du chant“ aus Petite Rosselle.


Meinung des Autors:
Es ist wenig verwunderlich, dass sich Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig von verschiedenen Redakteuren nun die Frage gefallen lassen muss, was er mit seinem offenen Brief bewirken möchte:
Könnte sein Wirken darauf bestrebt sein ein unangenehmes Thema vom Weltkulturerbe fern zu halten? Wenn dies der Fall ist, handelt es sich genau dabei um unwürdiges Verhalten gegenüber der Opfer.
Bis heute wartet man im Weltkulturerbe vergeblich auf Informationen zum schwarzen Kapitel seiner Geschichte, die nicht nur das heutige Weltkulturerbe prägte, sondern die ganze Region.

Warum stolpert Grewenig an der hier vorgesehenen Stolperschwelle? Foto: Hell
Warum stolpert Grewenig an der hier vorgesehenen Stolperschwelle? Foto: Hell

20 Jahre* gibt es die Hütte als UNESCO Weltkulturerbe bereits, als Baudenkmal schon länger, es ist also genügend Zeit vergangen um auch das unangenehmste Thema der Hüttengeschichte aufzuarbeiten. Offensichtlich ist es aber anders: Auch als die heutige Röchlinghöhe, als Arbeitersiedlung der Röchlingschen Eisenwerke gegründet, den Vornamen des einstigen Hüttenchefs Kommerzienrat Dr. Hermann Röchling verlieren sollte, warnte Grewenig mit bizarren Argumenten vor der bevorstehenden Umbenennung des Völklinger Stadtteils – es war sogar davon die Rede, dass das Weltkulturerbe wegen dieser Umbenennung seinen Status verlieren könnte. Nun gibt es eine Parrallele zu damals: Bizarre Argumentation, die teilweise sogar bestehenden Tatsachen widerspricht – Ob das wirklich nur Zufall ist?
Was ich zu bedenken geben möchte: Bleibt dieser Zugang langfristig der Haupteingang? Der Völklinger Platz mit seiner imposanten, überdachten Rampe könnte diesen Zugang in Zukunft als Haupteingang ablösen. Und dann? Dann ist die Stolperschwelle wirklich nur noch an einem schnell vergessenen Ort. Andreas Hell

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[*19:57 Uhr: hier mussten wir verbessern]

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