Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Die Chronik des Eisenwerks der Familie Röchling
1950:
Familie Röchling war um Klärung der Situation bemüht. Aufnahme von Verhandlungen mit Kaufinteressenten. Erfolg scheitert am Majoritätsanspruch Frankreichs.
1952:
Produktionskapazität der Vorkriegszeit (1938) war wieder erreicht.
1953:
Vorbereitung zum Bau des neuen Walzwerkes der Völklinger Hütte im „Nauweiler Gewann“. Begradigung des Saarbogens, Verlegung der Eisenbahnstrecke Völklingen-Trier, Errichtung einer Kaimauer und Schiffsverladestelle.
1954:
Saarstatut: Saarland soll die Keimzelle der Europäischen Gemeinschaft werden.
1955:
Röchling-Frage wurde zum Politikum. Die Haltung der französischen Regierung versteift sich.
Adenauer bat Familie Röchling im Hinblick auf den deutsch-französischen Ausgleich um Einlenken.
Unterzeichnung eines Optionsvertrages: Französische Regierung und Bundesregierung besaßen Option für den Erwerb je einer Hälfte der Völklinger Hütte.
Am 24. August starb Kommerzienrat Hermann Röchling in Mannheim. (I. S.471)
Die Röchlingschen Eisen und Stahlwerke haben sich (mittlerweile mit 13000 Beschäftigten) zum größten Hüttenwerk an der Saar entwickelt.
1956:
Aufhebung der Séquesterverwaltung durch Dekret in Paris. Die Röchlings erhielten ihr Werk zurück.
Der Stadtteil Bouser Höhe wurde in „Hermann-Röchling-Höhe“ umbenannt. (I. S.471)
1957:
Inbetriebnahme der Walzenstraßen im Nauweiler Gewann Konti A und B
1958:
Inbetriebnahme der Drahtstraße.
1961:
Die Mittel- und Feinstraße im Nauweiler Gewann wurde in Betrieb genommen. (I. S.471)
1964:
Dr. Ernst Röchling starb während einer Dienstreise nach Düsseldorf. (I. S.471)
Neubau einer Kaltprofilierung in Fenne, der Federnfertigung und einer Edelstahlbearbeitungswerkstatt.
1966:
Die Belegschaft der Völklinger Hütte erreichte ihren Höchststand von 17373 Mitarbeitern, davon waren 3432 Angestellte.
1967:
Der Edelstahlbereich wurde ausgebaut:
Neubau der Schmiede mit einer modernen und leistungsfähigen 4000 Tonnen Presse, einer Edelstahlstrangusanlage und eines 70 Tonnen Elektro-Ofens.
Zwischen 1966 und 1968 war die erste Stahlkrise in Europa. Viele Unternehmen hatten vorbehaltlos auf Expansion gesetzt, es gab zu viel Stahl auf dem Weltmarkt. Dies führte zeitweilig zu Kurzarbeit.
1969:
Die Hütte erlebte einen raschen Aufschwung und eine erneute Hochkonjunktur.
1971:
Erhebliche Auftragsrückgänge im Massenstahlbereich führten im Juli 1971 zur Fusion mit dem Werk Burbach . Auch bei dem damit neu gegründeten Unternehmen „Stahlwerke Röchling-Burbach“ mit nun 23500 Beschäftigen sollten sich bald die Auswirkungen der weiter andauernden Stahlkrise in Westeuropa zeigen.
1975:
1975 wird das Louis-Röchling-Haus auf dem Völklinger Hüttengelände Abgerissen, von hier verwaltete Louis Röchling das Werk. Er wohnte auch hier.
1976:
Der Vorstand glaubte mit Kurzarbeit ließen sich die Auftragseinbrüche kompensieren.
1977:
Am 2. März meldete der Vorstand die geplante Entlassung von 1300 Beschäftigten. Dies löste Entsetzen bei den Familien, aber auch beim Einzelhandel aus.
Am 9. März rief die IG-Metall Völklingen zu einer Protestkundgebung auf. 10000 Arbeiter und Angestellte beteiligten sich.
Ohne Erfolg. Es wurden insgesamt 4700 Arbeiter und Angestellte entlassen. Zwar wurde von der IG Metall ein Sozialplan vereinbart, der die Entlassung „sozialverträglich“ machen sollte. Doch die Arbeitsplätze waren verloren.
Im Burbacher Werk wurde die Eisen- und Stahlerzeugung eingestellt.
Am 15. Juni beschlossen die Arbeitnehmervertretung des Aufsichtsrates von Röchling Burbach und der sogenannte „neutrale Mann“ gegen die Stimmen der Anteilseigner den Bau eines neuen Blas-Stahlwerks in Völklingen.
1978:
Die Familie Röchling ließ sich für Ihre Anteile abfinden und trennten sich 97 Jahre nachdem die Brüder Röchling die Völklinger Hütte übernommen hatten, vom Werk.
1979:
Die Neunkircher Eisen- und Stahlwerke fusionierten mit den „Stahlwerken Röchling-Burbach“.
1980:
Das neue „Blasstahlwerk“ wurde am 15. Dezember 1980 in Betrieb genommen
1982:
Am 1. Juli übernahm der Luxemburger Konzern das Völklinger Werk. Es entstand die „Arbed Saarstahl GmbH“. (I. S.471)
Inbetriebnahme der zweiten Baustufe des neuen Blasstahlwerkes in Völklingen.
1983:
Wiederholte Finanzhilfen vom Bund und Land verhinderten einen Zusammenbruch.
1984:
Stillegung des Edelstahlwerkes in Völklingen
Mai: Eine Kooperation mit der AG Dillinger Hütte begann.
1985:
Hochofen 5 in Dillingen wurde in Betrieb genommen. Er belieferte Völklingen mit Roheisen, das in Konvertern über die normale Schienenanlage der Deutschen Bundesbahn angeliefert wurde.
1986:
Umfirmierung in „Saarstahl Völklingen GmbH“
4. Juli: Stillegung der veralteten Hochöfen, der Koksanlage und der Nebenbetriebe rund um das heutige Weltkulturerbe Völklinger Hütte nach 103 Jahren. Nach der Stillegung der Hochöfen im Jahr 1986 mußte der Koloss noch acht Jahre warten, bis die UNESCO ihn auf die Liste der schützenswerten Weltgüter setzte.
Zu beachten bleibt, dass in Völklingen von der „Saarstahl AG“ noch bis heute Stahl und Schmiedeerzeugnisse produziert werden. (Zahlen: LXIII. S.469)
1987:
Gründung der Stahlstiftung: Saarländische Lösung zur Abwendung von sozialen Härten beim Personalabbau.
Angestrebte Fusion mit der Dillinger Hütte entfällt aufgrund sich verschlechternder Marktbedingungen.
1988:
Die Lage auf dem Stahlmarkt entspannte sich. Saarstahl Völklingen kann am Aufschwung partizipieren.
1989:
Zusammenführung der „Saarstahl Völklingen GmbH“ und der „AG der Dillinger Hüttenwerke“. Zur Holding „DHS-Dillinger Hütte Saarstahl AG“
Gründung der „Saarstahl AG“ als Nachfolgegesellschaft der „Saarstahl Völklingen GmbH“.
1993:
Saarstahl stellte einen Konkursantrag, das schwärzeste Kapitel der saarländischen Stahlindustrie begann.
1994:
Die Hochofenanlage und das Gebläsehaus, die in ihrer Gesamtanlage erhalten sind, wurden am 17.12.1994 in die Liste der Kulturdenkmäler der UNESCO aufgenommen. Damit war das Bauwerk vor dem Abriss bewahrt und seine Instandhaltung gefordert. Seither ist das „Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ als einzigartiges Zeugnis der Technikgeschichte und Industriekultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geschützt, das gleichwertig mit Bauwerken wie dem Eiffelturm, der Porta Nigra und der Chinesischen Mauer ist, der Kölner Dom wurde erst 1996 in diese Liste aufgenommen.
1999:
Das Saarland gründet die neue Trägergesellschaft Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur.
2000:
Erstmals besuchen mehr als 104.000 Menschen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte.
2001:
Die Saarstahl AG kam aus dem Konkursverfahren und beendete damit das schwärzeste Kapitel der saarländischen Stahlindustrie.
2004:
In der Möllerhalle wird das Science Center „Ferrodrom – die Erlebniswelt des Eisens“ eröffnet. 10-jähriges Jubiläum der „Alten Völklinger Hütte“ als UNESCO-Weltkulturerbe.
2005:
Die Weltkulturerbe Völklinger Hütte und das Musée La Mine (Petite Rosselle, Frankreich) werden zu offiziellen Partnern. Ziel: mehr Besucher, mehr Zuschüsse und mehr Ansehen.
2007:
Die Saarstahl AG beteiligt sich an der Gestaltung des Öffentlichen Raumes. An der Bundesstraße 51 wird eine Skulptur des Hamburger Künstlers und Dortmunder Professors HD (Hans Dieter) Schrader der Öffentlichkeit übergeben.
Die Skulptur mit der Bezeichnung „Kubushochzeit“ wurde im Auftrag der Saarstahl AG von HD Schrader entworfen. Seine Freiluftskulpturen aus Stahl, Holz und anderen Materialien sind weltweit vertreten.
Seine Saarstahl-Skulptur ist für den Künstler HD Schrader eine Premiere im Saarland. Sie markiert nunmehr den westlichen Eingang zur Stadt Völklingen, unmittelbar neben der Bundesstraße 51 und dem Torhaus 10, einem der zentralen Torhäuser der Saarstahl AG.
Die Kubushochzeit besteht aus zwei durchsichtigen, eckigen, 15 und 13,5 Meter hohen Säulen, deren Kanten von H-förmigen Stahlträgern gebildet werden. Die Skulptur ist 25,5 Tonnen schwer und besteht aus insgesamt 125 Metern H-Profilen in der Abmessung 400 x 300 mm. Beide Kuben wachsen aus einem gemeinsamen Fundament “ miteinander verschränkt “ empor und neigen sich dabei leicht auseinander. „Die Neigungswinkel sind verschieden“, erläuterte HD Schrader, „so dass mit der Bewegung des Betrachters auch die Skulptur sich zu bewegen scheint.“
„Die Profile für dieses Kunstwerk wurden im Völklinger Walzwerk Mitte am 30.08.2006 gewalzt. Sie stammen aus der letzten Produktionsschicht für diese Abmessung. Mit dem Bau der Saarstahl-Skulptur soll einerseits an das Ende September 2006 stillgelegte Walzwerk Mitte auf eine wertvolle, künstlerische Weise erinnert werden. Andererseits wird der Eingang zur Stadt Völklingen aus der Fahrtrichtung von Bous mit einem signifikanten Zeichen aus Saar-Stahl versehen“, erläuterte der Technik-Vorstand der Saarstahl AG, Dr. Klaus Harste, im Rahmen des Pressegespräches am Tag der Einweihung.
2009:
Im LD-Stahlwerk Völklingen geht die erneuerte Stranggießanlage S3 mit einem Investitionsvolumen von 63,8 Mio. Euro in Betrieb.
2010:
08.05.: In Völklingen wird die neue Schmiede der Saarschmiede GmbH Freiformschmiede feierlich eingeweiht. Rund 1500 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind zugegen. Für rund 450 Mio. Euro – eine der größten Investitionen im Saarland in den letzten drei Jahrzehnten – ist hier eine der modernsten Schmieden der Welt entstanden.
2011:
Die Ausstellung „Die Kelten – mächtige Herrscher im Zentrum Europas“ erreicht einen neuen Besucherrekord: 195 658 Besucher
2012:
„Asterix und die Kelten“ besuchen das Weltkulturerbe.
2013:
Die Saarstahl AG nimmt eine neue Sekundärmetallurgie in Betrieb – die Gesamtinvestition belaufen sich auf 150 Millionen Euro.
2014:
Vor dem Weltkulturerbe wird eine Stolperschwelle von Gunter Demnig verlegt.