
Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens
1874:
Der Gemeinderat beschloss den Bau eines neuen Gemeindehauses (=Rathaus) in der Nähe der 1848 fertiggestellten Eligius-Kirche.
*Der bisherige Ortskern „Im Alten Brühl“ um die Martinskirche verlagerte sich langsam.
Nun war der Wandel vollzogen: Das alte Dorf mit seiner alten Kirche war nicht mehr Dorfmittelpunkt. Die Entscheidung, auf der Ecke der Chaussee nach Wehrden und an der Landstraße nach Saarlouis zu bauen, wurde von vielen Bürgern begrüßt.
Im Alten Dorf war noch die Saarstraße (*später „Alter Brühl“), der Alte Markt und die Fürstenhauserstraße (XLVIII.).
1875:
Völklingen zählte nun über 7000 Seelen. In der Kühlweinstraße wurde ein neuer Friedhof angelegt, auf dem Katholiken und Protestanten beerdigt wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt diente ausschließlich der an und um die alte Kirche gelegene Kirchhof als Friedhof von Völklingen. (Verein BI. Alter Brühl).
1881:
Im August erwarb der Saarbrücker Kaufmann Karl Röchling die stillgelegte Völklinger Hütte und wurde zum größten Arbeitgeber der Region. Das hat eine rasante Bevölkerungsentwicklung zur Folge. In diesem Zusammenhang wurde die protestantische Martinskirche zu klein (Verein BI. Alter Brühl).
1883:
Die Martinskirche muss mit der expandierenden Bevölkerung „mitwachsen“ (Verein BI. Alter Brühl).
Der alte gotische Chor wurde abgebrochen (XLVI.).
Die Kirche wurde durch ein neues Querhaus mit Chor vergrößert (XLIV.).
Der insgesamt 42.600 Mark kostete (XXXIV.).

Das so veränderte Kirchenschiff war ein schlichter Saalbau mit vier Fensterachsen; an der Nordseite waren unter dem Verputz noch Reste der alten gotischen Fenster zu erkennen. Im Westen befand sich eine Orgelempore. Es wurden ein neues Querschiff und ein neuer Chor im Rundbogenstil erbaut und durch diesen Neubau die Kirche bedeutend vergrößert. Auch wurde eine neue Orgel aufgestellt (XLVIII.).

Während das barocke Langhaus bis zum Ende des Bestehens der Kirche erhalten blieb, riss man den Chor in den Jahren 1882/83 ab um ein Querhaus mit Polygonalchor anzubauen. Diese erhebliche Vergrößerung der Kirche ist mit Sicherheit auf die stark angewachsene Bevölkerung Völklingens zurückzuführen. Der zugehörige Friedhof wurde, vermutlich annähernd zeitgleich mit dem barocken Umbau, durch Erdaufschüttung erhöht und das wahrscheinlich im Mittelalter bei der Kirche bestehende Beinhaus abgerissen und der Inhalt wiederbestattet. (LXXXIX.)

1889:
Auf einem Grundstück, welches die Kirchenkasse vom Völklinger Schulfonds gekauft hatte, wurde ein Konfirmandensaal mit Küsterwohnung gebaut (XLVIII.).
Das Grundstück war gegenüber dem alten Pfarrhaus, Im Alten Brühl 1 (LXXXVIII.).
1891:
Pfarrer Schimmelpfennig ging nach Freusburg-Kirchen an der Sieg (XLVIII.).
Neuer ev. Pfarrer wurde Ludwig Emil Victor Detlef Bauer, geb. 12. Nov. 1859 in St. Johann, unverheiratet (XLVII.).
Er war vorher Seelsorger an der Strafanstalt in Trier (XLVIII.).

1893:
Es wurde eine Hilfspredigerstelle errichtet. Am 28. März 1893 Margraf als Hilfspfarrer eingeführt.
Seit 1893 wurden Gemeinde-Schwestern angestellt, erst vom Frauenverein, später von der Kirchengemeinde.
Ab 1895 waren es Schwestern vom Roten Kreuz in Köln *am Rhein*(XLVIII.).
1895:
Neuer Hilfspfarrer wurde Ludwig Fischer aus Baumholder.
1896:
Neuer Hilfsprediger wurde Max Lentze, geb. 1966 in St. Wendel
Ehefrau: Helene Hartung (XLVII.).
Auf dem Friedhof Martinskirche gab es nach Angaben eines Angehörigen folgendes schmiedeeisernes Grabkreuz mit Porzellanschild und folgender Inschrift:
Hier liegt ein kleines Lüchselein
vom alten Luchs ein Söhnelein
Der liebe Gott hat nicht gewollt
das es ein Luchs hat werden sollt.
Dies war das Grab von Friedrich Georg Luchs, eines Onkels unseres Informanten (Verein BI. Alter Brühl).
1897:
Max Lentze wurde zum zweiten Pfarrer ernannt und als solcher im November eingeführt (XLVIII.).
