
Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens
1849:
Neuer ev. Pfarrer wurde Karl Friedrich Zwickwolff (Sohn) geb. 1822 in Völklingen.
Ehefrau: Juliane Mathilde Kehr (XLVII.).
Er wurde am 22. August als Nachfolger seines Vaters in sein Amt eingeführt.
um 1850:
Reparaturen an der Martinskirche waren notwendig geworden, die die vorübergehende Schließung notwendig machten. Die ev. Kirchengemeinde forderte nun die Mitbenutzung der neuen katholischen Kirche für die Dauer der Reparaturarbeiten. Hauptstreitpunkt war die Aufstellung eines ev. Notaltars. Obwohl die Auseinandersetzung bis zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz ging, kam es zu keiner Einigung (XI.).
Heinrich Kuhn gibt in der Festschrift von St. Eligius auf Seite 92 einen eindrucksvollen Bericht der Ereignisse:
„Unterdes wuchs die Erregung unter dem Kirchenvolk. Auch der Bürgermeister schrieb an den Landrat,“ daß es zu „Tätlichkeiten kommen“ könne, und daß die „Bergleute und Hüttenarbeiter von Wehrden und Geislautern in Massen nach Völklingen kommen würden“. Er hielt sich sogar „für verpflichtet, um die Commandierung einer Abteilung Ulanen“ zu bitten. Am 21. Juli wurde die Kirche durch einen Schlosser in Gegenwart des Bürgermeisters, des Polizeidieners und etwa 10-12, den protestantischen Communion-Tisch aus Stein, transportierender Männer polizeilich erbrochen. „Am 22. Juli fand der erste evangelische Gottesdienst statt, während welchem der Landrath und Bürgermeister mit 6 Gendarmen tätig waren, um die befürchteten Exzesse zu verhindern, und ihre Hauptaufmerksamkeit besonders auf die Ponte zu Wehrden richten wo der Landrath das Übersetzen jedes Katholischen vor 10 Uhr untersagte“, so berichtete Pfarrer Uters nach Trier (Pfarrchronik).
Pfarrer Uters brach den katholischen Gottesdienst in seiner Kirche ab. Er las jetzt seine Messen sonntags und donnerstags in Großrosseln. An den übrigen Tagen diente der Saal des Pfarrhauses als Kirche (LXII.).
1855:
Karl Zwickwolf hielt am 23. September seine Abschlusspredigt und wurde Oberpfarrer in Ottweiler.
Sydonalkandidat Adolf Zillessen verwaltete die Gemeinde weiter (XLVIII.).
1856:
Neuer ev. Pfarrer wurde Gustav Karl Adolf Zillessen, geb. 1830 in Züsch.
Ehefrau: Auguste Karoline Johanna Fauth (XLVII.).
1857:
Das Simultanverhältnis der Martinskirche wurde im Jahre 1857 nach 173jähriger Dauer endgültig aufgehoben.
1858/60:
Eisenbahnbau Saarbrücken-Trier. Auf Kaiserlichen Befehl wurde die Bahntrasse durch das Kirchhof-Gelände im alten Brühl verlegt (XLVIII.).
Am 11. April 1858 beschloss das damalige Presbyterium unter dem Vorsitz von Pfarrer Adolf Zillessen, dass für die evangelische Kirche ein neues Geläut von drei Glocken beschafft werden sollte, „weil die drei alten Glocken zu erbärmlich seien“. Der Guss der Glocken wurde der Firma Fr. Lindemann in Zweibrücken in Auftrag gegeben. Die drei alten Glocken im Gewicht von 1.571 Pfund wurden von dem Glockengießer für 584 Thaler und 43 1/2 Silbergroschen übernommen.
Am 20. September kamen die drei neuen Glocken hier an und wurden zum ersten Male am Tage der Kirchweihe zum Gottesdienst geläutet. Die Weihepredigt hielt der Pfarrer am 23. September; dazu hatte er die Bibelworte zugrunde gelegt, die die Glocken als Inschrift trugen:
Für die große Glocke: Jeremia 22, 29; Markus 13, 33; Lukas 12, 37.
Für die mittlere Glocke: Psalm 57, 9-11
Für die kleine Glocke: Prediger Salomo 4, 17.
Die drei Glocken wogen zusammen 3219 1/2 Pfund und kosteten mit Beschlag 1.884 Thaler und 111/2 Silbergroschen. Über 50 Jahre, das heißt bis zum 1. Weltkrieg, läutete dieses harmonisch abgestimmte prächtige Geläut den Sonntag ein. Nachdem die große und die mittlere Glocke als Kriegsmaterial abgeliefert werden mussten, blieb nur noch die kleine Bronzeglocke im Kirchturm zurück.(XLVI.)
*In einer anderen Quelle heißt es allerdings:*
Eine Kirchenglocke (die später als einzige im Turm der Martinskirche verblieb) mit folgender Aufschrift wurde gegossen:
„Bewahre Deinen Fuß, wenn Du zum Hause Gottes gehst
und komme, daß Du hörest.
Das ist besser denn der Narren Opfer,
denn sie wissen nicht, was sie Böses tun. Gegossen von Friedrich Bauermann zu Zweibrücken
Ud. Zillessen, Pfarrer
W. Kühlwein, Bürgermeister
Das Presbyterium:
J. Röller, G. Föllinger, G.Ph. Wagner, J. Röchling, J. Knoblauch, W. Haldy, L. Schröder, T. Duchene
Evangelische Pfarrei Völklingen im Jahre des Heils 1860.“ (XXXIV.).
*man sollte bei Gelegenheit die Inschrift nachprüfen da die Glocke ja nicht bevor sie gegossen wurde eingeweiht worden sein kann*
1862:
Der frühere Pfarrer Zwickwolf (Karl-Friedrich) starb nach einem ruhigen Lebensabend in Völklingen am 19.09.04 im Alter von 82 Jahren.
1872:
Pfarrer Zillessen ging nach St. Arnual (XLVIII.).
Neuer ev. Pfarrer wurde Karl Gustav Adolf Ferdinand Schimmelpfennig, geb. 9. Dezember 1837 in Berlin.
Ehefrau: Auguste Therese Bewering (XLVII.).