Saarbahn: Und wieder fällt Völklingen hinten runter
Völklingen/Saarbrücken. Laut Informationen der Saarbrücker Zeitung wird die Saarbahn „in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren“ nicht nach Völklingen kommen. Alleine wirtschaftlich ist dies für Völklingen ein schwerer Schlag.
Es folgt ein Meinungsbericht von Andreas Hell, Autor von www.voelklingen-im-wandel.de und Webbeauftragter des CDU OV Völklingen-Mitte:
Immer öfter stelle ich mir dir Frage: Wo bleibt Völklingen bei solchen Planungen?
Nun fängt auch beim Thema Saarbahn dieses Trauerspiel erneut an: Laut dem Artikel „Saarbahn fährt nach Schafbrücke und Scheidt – sobald Geld da ist“ aus der SZ-Ausgabe von heute wird die Saarbahn schnellst möglich bis Scheidt verlängert, aber nach Völklingen wird sie in diesem Jahrzehnt, und wohl auch im nächsten nicht fahren.
Okay – die Universität des Saarlandes benötigt dringend eine bessere Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz.
Doch was konnte man in der Saarbrücker Zeitung vom 14.01.2012 noch lesen? Ich zitiere Auszüge aus dem Artikel „Saarbahn soll nach Völklingen fahren***“:
„ Die Saarbahn-Geschäftsführung setzt sich für einen zügigen Ausbau der Strecke von Saarbrücken nach Völklingen als Linie 2 ein. (…) die vom Bund für die erste Ausbaustufe der Saarbahn zwischen Saargemünd und Lebach bewilligten Gelder umfassten auch bereits einen kleinen Teil der Trasse Richtung Völklingen im Bereich des Saarbrücker Stadtteils Burbach (Rotfeldkurve). Diese Bundesmittel könnten nach Gesetzeslage jedoch nur noch bis zum Jahr 2019 abgerufen werden.
(…) vom Bund schon bewilligten Zuschüssen sind alleine für den 1,1 Kilometer langen Streckenabschnitt an der Rotfeldkurve 17 Millionen Euro eingeplant. Darüber hinaus hat der Bund im Rahmen der ersten Saarbahn-Ausbaustufe auch schon „grünes Licht“ für weitere 28 Millionen Euro gegeben. Diese sind verplant für den Fall, dass auch der Saarbahn-Ausbau zwischen dem Römerkastell an der Saarbrücker Ostspange und Schafbrücke realisiert wird.
Diese Planungen sind nach den Worten der Saarbahn-Geschäftsführer Edlinger und Reuter jedoch vorerst zurückgestellt. Unter anderem, weil bis heute nicht geklärt ist, ob sich der Ausbau rentiert. (…)
Große Hoffnungen setzen die Saarbahn-Geschäftsführer dagegen auf die Strecke nach Völklingen, was alleine in der ersten Phase nach Schätzungen weitere 20.000 Fahrgäste bringen soll. (…)“
Wie wir lesen, ist der nun angekündigte Ausbau in Richtung Scheidt nichtmal rentabel, dies bestätigt auch der heutige Bericht**** in dem zu lesen ist:
„Die Saarbahn kommt nach Schafbrücke und Scheidt – allerdings erst, wenn das Land zusagt, dass es 30 Prozent der Baukosten übernimmt und außerdem klar ist, wer die zusätzlichen Defizite ausgleicht, die der Saarbahn GmbH durch den Betrieb auf der neuen Strecke entstehen werden.“
Um die Strecke zu verwirklichen muss eine neue Trasse gebaut werden, ursprünglich dachte man daran die bestehende Bahntrasse zumindestens für eine Erweiterung bis nach St. Ingbert nutzen zu können, doch diese Idee kann nicht verwirklicht werden: Der ICE nutzt die vorhandene Trasse, also muss auch hier eine eigene Trasse gelegt werden.
Warum fährt man also nicht nach Völklingen? 17 Mio. Euro an Geldern sind nach SZ-Informationen ja bereits bewilligt. Auch auf der Webseite der Saarbahn GmbH** wird geschrieben:
„Die Ausbaustufe I beinhaltet neben der Linie 1 von Sarreguemines nach Lebach auch einen rund 1,1 Kilometerlangen Teilabschnitt mit drei Haltestellen im Westen von Saarbrücken zur Anbindung der Strecke nach Burbach in Richtung Völklingen (Rotfeldkurve). Dadurch lassen sich u. a. Saarterrassen, Festplatz, Unteres Malstatt und Burbach erschließen. Ab dem Bahnhof Burbach würde die bestehende Trasse der Deutschen Bahn mitgenutzt. Die Planung zu dem Vorhaben liegt im Entwurf vor, die Baukosten sind im bestehenden Antrag nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) enthalten und grundsätzlich bewilligt.“
Problematisch wird es, da diese Gelder nur bis 2019 abgerufen werden können. Zusätzlich rechnet man auf der „Völklingen-Strecke“ mit weiteren 20.000 Fahrgästen, wenn die Geschäftsführer so große Hoffnungen auf diesen Streckenabschnitt setzen wird dies schon begründet sein.
Am 01. Oktober 2011 sprach Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) beim Festakt 100 Jahre Köllertalbahn im Püttlinger Bahnhof vor hundert Gästen auch die Möglichkeit einer Saarbahn-Verbindung nach Püttlingen an: „Die Strecke ist noch als Bahntrasse gewidmet. Wir haben hier in der Tat die Möglichkeit für einen Ast der Saarbahn“.* Ist auch das alles wieder nur Wahlkampf vor der anstehenden Landtagswahl, also wie bei sovielen anderen auch? Seit dieser Wahl ist es von Seiten der Politik sowieso sehr ruhig um den Saarbahn-Ausbau geworden, dabei sprachen sich damals doch fast alle Parteien in ihrem Wahlprogramm****** dafür aus die Saarbahn auszubauen!?
Ich kann diese vollkommene Ignoranz gegenüber unserer Stadt nicht nachvollziehen. Völklingen wäre für die Saarbahn ein attraktiver Verkehrsknotenpunkt, bei dem viele Teile der benötigten Infrastruktur bereits bestehen, ich überlege einfach einmal „laut“:
Köllertal:
Unsere Ministerpräsidentin sagt es selbst: Die Strecke ist noch als Bahntrasse gewidmet. Hier wäre also zumindestens ein formaler Teil nicht wieder zu bearbeiten. Eine Anbindung bis zur (bald) bestehenden Saarbahntrasse Etzenhofen-Lebach ist durchaus möglich, auch wenn die Bahntrasse im Püttlinger Stadtkern nicht mehr vorhanden ist. Auch die folgende Aussage auf den Webseiten der Saarbahn AG** spricht für eine zumindestens theoretisch mögliche Umsetzung:
„Die Erweiterung in Richtung Völklingen und Scheidt sowie zwischen Völklingen und Etzenhofen werden als wichtige Optionen genannt.“
Diese Option wurde bereits untersucht, so heißt es in einer Pressemitteilung vom 08.03.2001*****:
„Auch den Untersuchungen einer Verknüpfung zwischen den Städten Saarbrücken-Völklingen und Völklingen-Püttlingen steht die Saarbahn offen gegenüber. Eine Verbindung von Völklingen über Püttlingen nach Walpershofen zur Linie 1
(Sarreguemines-Saarbrücken-Riegelsberg-Walpershofen-Heusweiler-Lebach) hängt vom positiven Ergebnis der Untersuchung ab.“
Da man also weiter auf den Webseiten von einem Ausbau auf der Köllertalstrecke spricht, ist davon auszugehen, dass diese Untersuchung ein positives Ergebnis hervorbrachte oder aber garnicht weiter verfolgt wurde.
Warndt:
Ungenutzt liegen die Gleise zwischen Fürstenhausen, an Geislautern vorbei, durch Großrosseln fast bis zur ehemaligen Grube Warndt bei Karlsbrunn. Auch diese Linie sollte noch als Bahntrasse gewidmet sein, die Gleise liegen und wurden bis vor nicht all zu langer Zeit noch als Gütertransportstrecke bis Velsen genutzt: Eine Saarbahn sollte auch hier nach einer Elektrifizierung wieder fahren können. Die Nutzung der Strecke scheint allein wegen der hohen Verkehrsbelastung der L165 gerechtfertigt. Da es der Saarbahn möglich ist enge Kehren zu befahren, wäre eventuell auch eine Anbindung über Wehrden nach Völklingen möglich.
Eine Prüfung einer möglichen Wiedereröffnung der linken Saartalstrecke der Rosselbahn zwischen Saarbrücken, Fürstenhausen, Großrosseln und Karlsbrunn stand vor der Landtagswahl 2012 auch bei der Linken auf dem Wahlprogramm******.
Überherrn/Diedenhofen (frz.: Thionville):
Auch hier liegen noch die Gleise, sogar nötige Saarbrücke steht und könnte bald in den Besitz der Stadt Völklingen übergehen. Nach meinen Informationen wurde auch diese Gleisanlage bis vor kurzem ab Fürstenhausen von einem Gütertransport, genauer einem Autotransport, bis nach Überherrn genutzt. Eine Anbindung Thionville-Überherrn-Wadgassen-Völklingen-Saarbrücken wirkt zumindestens auf mich äußerst attraktiv.
Gerade in der Zeit, inder der Automobilverkehr immer mehr zunimmt und Treibstoff immer teurer wird ist das Gleis eine attraktive Alternative. Mit der nun geplanten Verlängerung würden all diese möglichen Anschlüsse für die jungen Leute noch attraktiver, da ein guter Anschluss an die „Saar-Uni“ bestünde. Nimmt man auf Parallelstrecken dann noch den Bus von der Straße, durch den die Fahrgastzahlen auf der Köllertalstrecke immer weiter zurück gingen, so dass die Bahn unrentabel wurde, kann die Saarbahn auf all diesen Strecken aufblühen.
Für Völklingen wäre ein Saarbahnanschluss jedenfalls ein äußerst wichtiger Wirschaftsfaktor, auf den man in meinen Augen kaum verzichten kann, denn genau das ist in den 1980er Jahren durch den Wegfall der Köllertalbahn und in den 1990er Jahren mit der Linie Völklingen-Thionville deutlich spürbar gewesen.
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