Letzte Chance für Völklingens Innenstadt? Röther soll am 18. September unterschreiben!
#Völklingen. Diese Unterschrift wäre das vorläufige Ende einer langen Talfahrt in der Völklinger Innenstadt: Der Grundstücks-Kaufvertrag zwischen der Stadt Völklingen und der Modepark Röther GmbH ist unterschriftsreif! Dem Schriftstück wurde am Donnerstag bei zwei Enthaltungen verabschiedet. Am 18. September soll Röther unterschreiben. Ist Röther Völklingens letzte Chance wieder zur Einkaufsstadt zu werden?
Was lange währt wird am 18. September (vielleicht) endlich gut!
Es hat seit dem „Millenium“ gedauert, genauer gesagt seit dem 01.01.2000: So lange stand der Völklinger Kaufhof-Bau leer, zerfiel zusehens zu einer Bauruine. Nach knapp 18 Jahren des politischen Ringens um eine Neuansiedlung könnte der Verkauf an Röther am 18. September nun Endlich das letzte Kapitel der gefühlt fast unendlichen Geschichte schreiben.
Es waren Jahre der Enttäuschung, die Völklingen zuletzt durchlebte: Jahre langes Ringen um die Immobilie, danach der Verkauf an einen Investor der ein Einkaufszentrum bauen wollte. Dieser hatte in der Umgebung weitere Immobilien erstanden, den Mietern die Verträge gekündigt und für weiteren Leerstand gesorgt da er mit seinem Vorhaben scheiterte. Sein Nachfolger scheiterte genau so – die Hoffnung, dass in Völklingen endlich wieder etwas neues aufgebaut wird war zerplatzt. Die Stadt Völklingen musste nun nicht nur die Kaufhof Immobilien, deren Zustand in der Zwischenzeit nicht besser wurde, zurück kaufen: Auch die leergefegten Mehrfamilien- und Geschäftshäuser in der Umgebung wechselten in den Besitz der Kommune. (⇒ Chonologie: Von Ostrolenk bis Röther)
Mit dem Modepark Röther wurde dennoch verhältnismäßig schnell ein neuer Interessent gefunden, der nun laut eigenen Aussagen in Völklingen bauen will: Vier mal 100 Quadratmeter für Mieter, 3600 Quadratmeter für den Modepark selbst sollen entlang der Rathausstaße entstehen. In der Alten Schulstraße soll ein Parkhaus mit 300 Stellplätzen und Anbindung an die B51 an das Gebäude angebaut werden. Das restliche Gelände, auf dem weitere immobile Opfer der City-Center-Vison der Baggerschaufel erliegen mussten steht der Modepark Röther GmbH als Optionsfläche zur Verfügung – Vielleicht finden sich weitere Investoren die in Völklingen ansässig werden wollen.
900.000 Euro wird Röther für die erste Fläche auf den Tisch legen, die Abrisskosten wurden durch die Stadt Völklingen und Förderungen getragen: 2 Millionen kostet das Planieren der gesamten Fläche.
Ob diese Geschichte mit Röther ein „Happy End“ findet, das wird die Zeit erst zeigen: Nachdem zwei Investoren Völklingen enttäuschten kann man den Konjunktiv in unserer Überschrift wohl nachvollziehen.
Verfügt Völklingen über genügend Kaufkraft für solch ein Modezentrum?
von Andreas Hell
„Verfügt Völklingen über genügend Kaufkraft für solch ein Modezentrum?“, diese Frage wurde unter Anderem auch den Oberbürgermeister-Kandidaten am Mittwoch gestellt: Die Antwort muss „Ja!“ lauten, ansonsten wäre jede Neuansiedlung in Völklingen sprichwörtlich „für die Katz“! Viele unserer Leser werden sich jetzt fragen warum ich das behaupte, doch schauen Sie selbst:
Völklingen liegt geografisch zwischen Saarbrücken uns Saarlouis. Zwei Städte, die durch ihr Angebot als Einkaufsstädte angenommen werden und heute durch die Völklingerinnen und Völklinger mangels Angebot unterschiedlicher Güter (zwangsläufig) genutzt werden – hier fließt Kaufraft aus Völklingen ab, die man mit dem richtigen Angebot zurück gewinnen kann, und das obwohl (Gesamt-)Völklingen bereits jetzt überdurchschnittlich gute Umsätze generiert!
Ja, Sie lesen richtig! Nach Angaben der IHK des Saarlandes haben 2016 elf von 40 Städten und Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern im Saarland Zentralitätskennziffern über 100. Das bedeutet, dass in diesen Städten mehr Umsatz getätigt wird, als dies die Kaufkraft der Einwohner zulässt – Es muss also Kaufkraft aus der Umgebung den Gemeinden zufließen um einen höheren Wert als 100 zu erreichen, Gemeinden aus denen Umsatz abfließt liegen bei unter 100. Laut IHK hatte Völklingen dabei eine Quote von 127,2, lag damit also über dem bei 100 angesetzten bundesweiten Durchschnitt, und auch über dem Durchschnitt der im Saarland bei 113,4 liegt! Zum Vergleich: Saarbrücken liegt bei vergleichsweise „nur“ bei 147,1! (Angaben laut IHK-Marktdaten von 2016, externe Quelle als PDF-Datei: https://www.saarland.ihk.de/ihk-saarland/Integrale?SID=CRAWLER&MODULE=Frontend.Media&ACTION=ViewMediaObject&Media.PK=2745&Media.Object.ObjectType=full).
Fazit aus dieser IHK-Statistik: Völklingen hat bereits einen Umsatzzufluss! Begründet liegt dieser im – unsere Leser werden zunächst die Naserrümpfen – vergleichsweise großen Angebot. Völklingen verfügt durch Fachgeschäfte, -märkte und Vollsortimenter bereits jetzt über ein breiteres Angebot als kleinere Zentren in der Umgebung: Das bringt Umsatz in die Stadt! Doch eines beachtet die Studie nicht: Die Kennziffern beziehen sich auf die gesamte Gemeinde, nicht nur auf deren Citylagen! Und genau da liegt Völklingens Problem und zugleich auch Völklingens Chance!
Das Angebot in der Innenstadt ist vergleichsweise klein, Völklingen holt sich folglich die Umsätze im Moment überdurchschnittlich stark in den Industrie- und Gewerbegebieten. Das Gute daran: Die Menschen die dort einkaufen sind bereits „in“ Völklingen, haben es nicht weit bis in die Innenstadt! Ziel muss es nun für die gesamte Völklinger Kaufmannschaft also sein, im Windschatten einer großen Neuansiedlung – die voraussichtlich Modepark Röther heißen wird – die Kunden von den Gewerbegebieten in die Innenstadt zu locken und zugleich die nach Saarbrücken und Saarlouis abfließende Kaufkraft wieder in der eigenen Stadt zu halten.
Völklingen hat mit dieser Neuansiedlung die wohl einmalige Chance das Ruder in der Innenstadt rumzureißen – mit dem Abriss ist der erste Schritt getan. Doch um die Richtung erfolgreich zu drehen müssen im sinnbildlichen Boot „Völklingen“ alle in die gleiche Richtung rudern: Die Politik, die Kaufmannschaft, aber auch die Völklinger Bevölkerung indem Sie jedes neue und auch bereits vorhandene Angebot bestmöglich nutzt.