Kolumne: Mangelnder öffentlicher Nahverkehr kapselt Völklingen ab
von Andreas Hell
#Völklingen. Viele Völklinger trauern ihr nach: Der „guten, alten Zeit in Völklinge“. Völklingens beste Tage sind vorrüber, das zeigt nicht nur das Stadtbild, sondern auch der Sparkurs in vielen Bereichen. Einer dieser Bereiche ist der öffentliche Nahverkehr durch die Stadtwerke Völklingen, dieser schmerzt besonders. Doch warum?
Als das Eisenherz Völklingens noch mit voller Kraft pumpte blühte die Völklinger Geschäftswelt, Menschen zogen durch die Straßen und machten ihre Einkäufe. Über die Köllertalbahn kamen die Menschen bis aus Lebach um in Völklingen einzukaufen, die Bisttalbahn verband die Stadt mit Überherrn. Der Völklinger Bahnhof war Endstation zweier Bahnlinien, die die Menschen nach Völklingen zum Einkaufen brachten.
Ja – in Völklingen konnte sogar von „Shopping“ die Rede sein! Doch diese Zeiten sind vorrüber: Die Hütte schloss 1986 die Roheisenschiene, Gruben wurden stillgelegt, die Arbeitslosigkeit stieg ins unermessliche. Die Kaufkraft der Region sank, Geschäfte schlossen, die gerade genannten Linien wurden stillgelegt: Zunächst 1986 die Köllertalbahn, 1992 folgte die Stilllegung der Bisttalbahn für den Personenverkehr…. ein Teufelskreis der seinen Lauf nahm und mit vielen hundert weiteren Faktoren zum heutigen Bild der Mittelstadt Völklingen führte.
Gerade zum Ende der 1990er Jahre wurde der Abstieg in der Innenstadt bemerkbar: Kaufhof schloss seine Türen, ein Ankerpunkt der Menschen aus dem Köllertal und dem Warndt per PKW oder Bus noch in die Stadt zog ging verloren. Als die Woolworth-Gruppe in den 2000ern in eine Krise schlitterte verlor die Innenstadt ein weiteres Standbein: Die einst größte Filiale des Unternehmens schrumpfte um mehrere Stockwerke, bis nur noch ein einziges übrig blieb.
Wie sollen die Menschen nach Völklingen kommen, wenn am Nahverkehr gespart wird?
Völklingens größtes Problem ist der öffentliche Nahverkehr: Die eigenen Stadtteile sind zwar noch relativ vernünftig an die Innenstadt angeschlossen – der neuerliche Sparbeschluss in Sachen Fahrpläne im vergangenen Dezember haben aber auch dies bereits sehr eingeschränkt. Viele Orte in der Umgebung werden nur noch wenig bis garnicht an die Innenstadt angebunden.
Die Landeshauptstadt erreicht man aus Völklingen vorzüglich, nicht nur per Bus sondern auch per Bahn, doch über diese Verbindung fließt eher Kaufkraft ab, als das welche nach Völklingen hinzu kommt – oder kennen Sie jemand der per Bahn nach Völklingen zum Shopping kommt? Und genau hier liegt das „Sparargument“: „Die wenigen, die nach Völklingen wollen, können das dann ja auf eigener Achse!“ Wieder geht Kaufkraft verloren, weitere Geschäfte schließen, aus den bisher noch gut angeschlossenen Orten kommen deswegen auch weniger Kunden in die Stadt… und wieder stellt man sich bei der Busfahrplan-Planung die Frage: „Warum sollen wie diese Linie noch so oft bedienen?“. Sie merken: Ein Strudel, den nur eine Neuansiedlung an der aktuellen Kaufhof-Abrissstelle beenden kann.
Seit dem die Saarbahn Lebach, Heusweiler und Riegelsberg nun direkt mit Saarbrücken verbindet, ist für Völklingen auch aus dieser Richtung sprichwörtlich die Bahn abgefahren: Menschen die nach der Stilllegung der Köllertalbahn noch per Bus oder PKW nach Völklingen kamen um ihren Bedarf zu decken, haben nun eine schnelle Anbindung zur Landeshauptstadt. Schon 2013 berichtete Völklingen im Wandel darüber, dass die Saarbahn trotz eigener Aussagen der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in den nächsten 10-15 Jahren nicht in die Stadt kommen wird.
Doch ich stelle mir die Frage: Wie soll es in Völklingen mit Neuansiedlungen klappen, wenn man wegen Sparzwängen die Kunden nicht mehr in die Stadt befördert?