Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 9 : Das Ende 1999
#Völklingen. Anlässlich des lang ersehnten Abrisses des Völklinger Kaufhof-Gebäudes und seiner Umgebung haben wir eine Reihe gestartet. Begleitet (unter Anderem) durch Fotos von Dieter Schumann, der Ende 2016 noch einmal in die Ruine schauen durfte, lassen wir Zeitzeugen ihre Kaufhof-Geschichte(n) erzählen. Heute Susanne Hahn, die sich an die Schließung ihres Arbeitsplatzes erinnert.
Susanne Hahn: Das Ende 1999
Es ist schwer, ja ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke! Es ist schwer nach langjähriger Betriebszugehörigkeit erleben zu müssen wie der eigene Arbeitsplatz zur Schließung abgefertigt wird. Es ist eine beängstigende und zugleich sehr emotionale Situation, die ich nie mehr erleben möchte.
Viele von uns Kaufhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren bis zum letzten Tag anwesend. Es war schwer zu begreifen, dass man Ende des Jahres nicht mehr durch den Personaleingang in ein gut sortiertes Kaufhaus zur Arbeit schreitet obwohl die Warenträger immer leerer wurden und auch diese plötzlich verschwanden. Wir verkauften alles! Nicht nur die Ware, auch unsere Einrichtung wurde vollkommen ausverkauft. Dies ging soweit, dass wir in der Kantine im Stehen essen mussten, weil Stühle und Tische bereits einen neuen Besitzer gefunden hatten!
Bei Verkaufsoffenen Sonntagen erlebten wir stehts große Unterstützung aus dem Kindergarten Lauterbach. Die Erzieherinnen haben mit Kindern gebastelt, sie geschminkt und allerlei weitere kindgerechte Aktionen veranstaltet. Unser Personal hat im Gegenzug Kuchen gespendet, der genau wie von Kinderhand gebasteltes verkauft wurde. Der Erlös kam dem Kindergarten zugute. Auch für sie war die Schließung im Dezember 1999 also etwas sehr trauriges, weswegen man sich im Kindergarten Lauterbach etwas besonderes zum Abschied ausgedacht hat:
Die Kinder bastelten Pappsterne, versehen mit unseren Namen und guten Wünschen für die Zukunft beschriftet. Diese Sterne wurden am Tage der Schließung vor dem Haupteingang, jeweils mit einer brennenden Kerze versehen, aufgestellt. Eine Geste, die kaum ein Auge trocken lies.
Es war schwer von diesem tollen Team Abschied zu nehmen: Wir hatten ein familiäres Verhältnis zueinander, mit vielen dieser tollen Kolleginnen und Kollegen von damals habe ich bis heute noch Kontakt!
- Erinnerung: Susanne Hahn
- Der Fotograf: Fotoalbum von Susanne Hahn
Anmerkung der Redaktion:
Es ist Frau Hahn sicherlich nicht leicht gefallen, sich an dieses emotionale Kapitel ihres (Arbeits-)Lebens zu erinnern. Selbst fast zwei Jahrzehnte danach habe auch ich Gänsehaut, als ich die Zeilen über die Kindergartenaktion las. Daher möchte ich mich bei ihr besonders bedanken!
Andreas Hell
(die Reihe wird fortgesetzt)
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Weitere Teile der Reihe
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 1 : Ein letzter Besuch im Kaufhof
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 2 : Der lange Abschied – ein Rundgang durch den Kaufhof
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 3 : Puppen in der Luft?
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 4 : Das Hausgespenst
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 5 : Berührender Moment in der Spielwarenabteilung
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 6 : Ein toller Tag im Stadion
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 7 : Als Kind war der Kaufhof riesig!
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 8 : Verliebt im Kaufhof!
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 9 : Das Ende 1999
- Es war einmal ein Völklinger Kaufhaus – Teil 10 : Die Chronologie – Von Ostrolenk, über PEKA bis zum Modepark!(?)