Eckdaten des Geschäftsjahres 2020 für die Dillinger Gruppe und den Saarstahl-Konzern
- Weiteres schwieriges Geschäftsjahr: Die Corona-Pandemie hat die bereits angespannte Situation im Laufe des Jahres weiter verschärft
- Die Umsatzerlöse gingen entsprechend deutlich zurück: in der Dillinger Gruppe um 21,2 % auf 1,645 Mrd. € und im Saarstahl-Konzern um 23,7 % auf 1,684 Mrd. €
- Dillinger Gruppe schloss Geschäftsjahr mit einem EBITDA in Höhe von – 68,9 Mio. € und einem EBIT in Höhe von
– 192,8 Mio. € / Saarstahl-Konzern verzeichnete ein EBITDA in Höhe von – 70,4 Mio. € und ein EBIT von – 171,2 Mio. € - Weiterhin gute Eigenkapitalquoten von Saarstahl (71,2 %) und Dillinger (62,1 %)
- Beide Unternehmen verzeichnen zum Jahresbeginn eine deutliche Erholung der Nachfrage
- Die Prognosen für das Gesamtjahr 2021 sind vorsichtig optimistisch, bleiben aber mit Unwägbarkeiten behaftet insbesondere aufgrund der weiteren Entwicklung der Pandemie
- Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorstandsvorsitzender von Dillinger und Saarstahl: „Wir müssen die Umsetzung des Kostenprogramms beschleunigen und den Turnaround schnell, effektiv und dauerhaft schaffen“
Die Dillinger Gruppe (Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke (Dillinger) mit ihren Tochter-gesellschaften) und der Saarstahl-Konzern (Saarstahl AG mit Tochtergesellschaften) verzeichneten ein weiteres sehr schwieriges Geschäftsjahr 2020. Beide Unternehmen befanden sich 2019 und zu Beginn des Jahres 2020 bereits in einem strukturell und konjunkturell schwierigen Umfeld u. a. durch den weltweiten Protektionismus und den damit verbundenen Zöllen, durch hohe Überkapazitäten sowie durch Nachfragerückgänge in Kernabnehmersegmenten wie der Automobilindustrie, der Energiebranche und dem Maschinenbau. Die Corona-Pandemie hat die bestehende Krise massiv verstärkt.
Der Vorsitzende des Vorstands und Finanzvorstand von Saarstahl und Dillinger, Dr. Karl-Ulrich Köhler, erläuterte die Geschäftszahlen 2020 bei der gemeinsamen virtuellen Jahrespressekonferenz der beiden Unternehmensgruppen: „Die Corona-Pandemie hat die bereits angespannte Situation im Laufe des Jahres weiter verschärft und führte zu einem Einbruch der Nachfrage im Verlauf des Jahres zunächst bei Saarstahl und zeitversetzt bei Dillinger. Wir sind viele Monate in unserer Produktion auf Sicht gefahren – teilweise an den technisch möglichen Untergrenzen der Fahrweisen. Aufgrund der hohen Verluste beider Unternehmen im Geschäftsjahr 2020 hat sich der Umsetzungsdruck auf das rezessionsbedingte Kostensenkungsprogramm noch weiter verstärkt: Wir müssen die Umsetzung des Programms beschleunigen und den Turnaround schnell, effektiv und dauerhaft schaffen.“
Geschäftsverlauf / Entwicklung von Umsatz und Ergebniszahlen
Die Nachfrage nach Draht und Stab bei Saarstahl ist zusehends ab April eingebrochen und hat den Tiefpunkt im August erreicht – seit Herbst haben sich die Auftragseingänge deutlich erholt. Dies ist vor allem auf das Wiederanfahren der Produktion in der Automobilindustrie zurückzuführen. Dillinger verzeichnete eine zeitverzögerte Entwicklung und eine im Verlauf des Geschäftsjahres 2020 zunehmend schwache Nachfrage aus den Kern-Verbraucher-Segmenten wie dem Maschinenbau, Handel, oder Öl- und Gaspipeline-Bereich. Der Offshore-Windbereich lief dagegen zufriedenstellend. Eine Geschäftserholung ist bei Dillinger seit Beginn des Jahres 2021 festzustellen. Beide Unternehmen haben 2020 verstärkt auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen und konnten somit die Fahrweisen der Anlagen flexibel an die Auftragsdellen anpassen. Das ganze Jahr über wurde zudem ein konsequentes Pandemie-Krisenmanagement mit einer Vielzahl von Maßnahmen betrieben, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen.
Die Umsatzerlöse des Saarstahl-Konzerns gingen um 23,7 % auf 1,684 Mrd. € (Vorjahr: 2,206 Mrd. €) zurück. Das konsolidierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) des Saarstahl-Konzerns betrug – 70,4 Mio. € (2019: – 18,5 Mio. €) und das konsolidierte EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, – 171,2 Mio. € (2019: – 127,6 Mio. €). Die Investitionen im Saarstahl-Konzern belief sich auf 61,6 Mio. € (2019: 105,2 Mio. €).
Die Umsatzerlöse der Dillinger Gruppe sanken um 21,2 % auf 1,645 Mrd. € (Vorjahr: 2,087 Mrd. €). Das konsolidierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der Dillinger Gruppe belief sich auf – 68,9 Mio. € (2019: 8,5 Mio. €) und das konsolidierte EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, auf – 192,8 Mio. € (2019: – 116,1 Mio. €). Die Investitionen in der Dillinger Gruppe betrugen 41,7 Mio. € (2019: 72,4 Mio. €).
Ein Großteil der von Saarstahl und Dillinger getätigten Investitionen, die insgesamt zurückgefahren wurden, betrafen Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltschutzes und zur Reduzierung der CO2-Emissionen: zum Beispiel wurde mit der neuen Koksgaseindüsungsanlage erstmals in Deutschland Wasserstoff als Reduktionsmittel im Regelbetrieb in den Hochöfen eingesetzt. In Betrieb genommen wurde zudem ein neuer Druckgasspeicher am Saarstahl-Standort Neunkirchen oder aktuell der neue Rundkühler mit Wärmerückgewinnung an der Sinteranlage der ROGESA Roheisengesellschaft Saar (ROGESA) – einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und Saarstahl – für eine Investitionssumme von 28 Mio. €.
Ausblick 2021
Dillinger und Saarstahl sind mit einer spürbar besseren Auftragslage in das Jahr 2021 gestartet und gehen insgesamt von einer Erholung der Geschäftstätigkeit und einer besseren Ergebnissituation aus. Die Prognosen sind vorsichtig optimistisch und mit Unwägbarkeiten behaftet insbesondere bezüglich der Dauer der Erholung und der weiteren Folgen der andauernden Corona-Pandemie.
Transformation weiter vorantreiben
Die Verbesserung der Ergebniszahlen setzt ein konsequentes Umsetzen des laufenden Kostensenkungsprogramms voraus. Dillinger und Saarstahl halten daher an dem Ziel der Kosteneinsparungen von 250 Mio. € unvermindert fest. In Bezug auf die Einsparungen an Sachkosten ist das definierte Ziel von 150 Mio. € inzwischen zu 90 % mit konkreten Maßnahmen hinterlegt, die im Material- und Fremdleistungsaufwand erzielt werden. Die Personalmaßnahmen zur Erfüllung des Generationenvertrages belaufen sich auf 100 Mio. €. Mit der Umsetzung wurde 2020 begonnen, Corona hat hier allerdings zu einer Verzögerung in der Umsetzung geführt.
„Der Turnaround erfordert auch eine strategische Neuausrichtung, denn wir wollen Marktführend in unseren Segmenten sein und Portfoliolücken schließen, um neue Marktbereiche zu besetzen“ so Köhler. „Der Ergebnisbeitrag von 150 Mio. € durch eine Neuausrichtung der Geschäftsstrategie wird ebenfalls mit Hochdruck weiter verfolgt. Wir werden im Vorstand intensiv an der schnellen Erzielung des Turnarounds und an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit in allen Bereichen arbeiten – mit der Gründung des Querschnitt-Ressorts „Transformation“ haben wir uns entsprechend aufgestellt“ unterstreicht Köhler.
Wir sind bereit
Dillinger und Saarstahl arbeiten strategisch weiter an dem Ziel einer CO2-neutralen Stahlerzeugung und sind technologisch bereit und fähig, die Lösungen hierfür zur Verfügung zu stellen. Die zur Dekarbonisierung notwendigen Investitionen sind allerdings nicht ohne weiteres zu stemmen und die Herstellung von CO2-neutralem Stahl zu wettbewerbsfähigen Konditionen ist bei der heutigen Kostenstruktur und den derzeitig vorhandenen Rahmenbedingungen nicht möglich. Bis der politische Rahmen für eine wirtschaftliche CO2-neutrale Herstellung steht, verfolgen Dillinger und Saarstahl eine verstärkte Minderungsstrategie. Dabei werden die Effizienzgrenzen bei der Dekarbonisierung auf der bestehenden Hochofenroute weiter ausgelotet und verbessert.
Neben der im August 2020 in Betrieb genommenen Koksgaseindüsungsanlage an den Hochöfen der ROGESA, werden aktuell weitere Projekte mit dem Ziel der CO2-neutralen Erzeugung vorangetrieben: Für das Wasserstoffprojekt H2SYNgas am Standort Dillingen wurde im März ein IPCEI-Förderantrag gestellt. Hierbei wird eine Technologie an einem Hochofen der ROGESA entwickelt, welche die Nutzung von eigenen Prozessgasen und darüber hinaus von erheblichen Wasserstoffmengen für den Hochofenprozess ermöglicht. Damit wird Koks im Hochofenprozess verdrängt und CO2-Emissionen werden vermieden. Ebenso laufen derzeit Machbarkeitsstudien zum einen mit Rio Tinto und Paul Wurth zur Herstellung von kohlenstoffarmen Eisenschwamm (Kanada), zum anderen mit Liberty Steel und Paul Wurth bezüglich einer wasserstoffbasierten Direkt-Reduktions-Anlage (Frankreich).