Brandbrief: Eltern haben schlechte Kita-Situation in Völklingen satt!
#Völklingen. In einem Brandbrief machen Völklinger Eltern ihrem Ärger über die unzufriedenstellende Situation Luft: Die Lage an den städtischen Kindertagesstätten werde immer schlimmer. Verkürzte Betreuungszeiten und Notbetreuung seien mehr die Regel als Ausnahme.
Seit Jahren bemühet sich der Elternbeirat um Verbesserungen bei der Kita-Situation, doch es passiert nichts. „Die vom Elternbeirat empfohlenen Maßnahmen, um den Notstand zu bekämpfen, wurden mehrfach mit – für uns nicht nachvollziehbaren Argumenten – abgewiegelt.“, heißt es in diesem Schreiben.
Die Personalsituation an den Kitas sei inzwischen so schlecht, dass die Betreuungszeiten dauerhaft eingeschränkt seien, berichtet Landeselternsprecherin der KiTas Frau Kagerath dem Saarländischen Rundfunk. Kagerah, selbst Mutter eines Kindes in der städtischen Kita Haydnstraße ist frustriert. Statt von 7.00 bis 17.00 Uhr gebe es nur noch eine Betreuung 7.30 bis 15.45 Uhr. Hinzu komme, „dass an vielen Tagen die Personalsituation so schlecht ist, dass nur eine Notbetreuung gewährleistet werden kann. Das heißt, dass nur 50 Prozent der Kinder, die in der Kita angemeldet sind, betreut werden können.“, wird sie vom „SR“ zitiert.
Im Schreiben des Elternbeirats aufgelistet: In der Haydnstraße und der Röntgenstraße seien seit Oktober bzw. November letzten Jahres dauerhaft eingeschränkte Betreuungszeiten oder eine Notbetreuung. Das hat folgen für die Eltern, denn auf Grund der Betreuungslage müssen diese ihre Arbeitszeiten verkürzen oder sogar Urlaub nehmen – oftmals auch unbezahlt!“
Eltern als Springer für Not- und Randzeiten?
Laut SR-Bericht engagiert sich Kagerah seit Jahren auf Landesebene für die Interessen der Eltern. Sie nimmt regelmäßig an Runden mit Ministerien und Ämtern teil, ebenso wie mit der Stadtverwaltung in Völklingen. Sie habe immer wieder konkrete Vorschläge gemacht um die Lage zu verbessern – trotz fehlenden Erziehern auf dem Arbeitsmarkt hält sie das für möglich.
Ein Möglichkeit sei es, in Not- und Randzeiten Elternteile in den Kitas aushelfen zu lassen. Es gebe eine Reihe von Eltern, die sich dafür zur Verfügung stellen würden. Ein Teil davon habe sogar einen pädagogischen Hintergrund. Organisiert werden könnte das durch die Einrichtung eines „Elternpools“. Dies ist kein neuer Vorschlag. Doch die Träger und die Kita-Fachkräfteverbände sehen dies kritisch, da die Eltern in der Regel eben keine entsprechende Ausbildung als Erzieher aufweisen können. Doch das Gesetz ließe dies, laut Kagerah zu. Das Gesetz sehe durchaus flexible Lösungen vor. Deshalb müssten vor allem auch die Verwaltungen endlich aktiver werden, um die Missstände zu beseitigen, sagt sie.
Weniger Leistung, gleiche Gebühren!
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Kita-Gebühren. Die KiTa-Beiträge werden trotz der Schließtage oder verkürzten Betreuungszeiten stets voll erhoben. Jedoch werden die vertraglich festgelegten Öffnungszeiten oder das Betreuungsangebot in fast keiner städtischen KiTa dauerhaft eingehalten. Das ist nicht familienfreundlich! Die Eltern fordern daher die Gebühren an die Leistung der Kitas (nach unten) anzupassen.
Weitere Forderungen stehen im Raum:
(der folgende Text zitiert den Brandbrief:)
– zusätzlich zur Umsetzung einer flächendeckenden, dualisierten, vergüteten Ausbildung zum/zur Erzieher*in PIA-AUSBILDUNG ein modulares Ausbildungskonzept nach Bayrischem Vorbild, um noch mehr Quereinsteiger zu mobilisieren.
– eine pädagogische Kernzeit von 6h pro Tag mit dem vorhandenen qualifizierten Personal sicherzustellen. Als ein Instrument, um der Krise entgegenzuwirken, sollte die Betreuung in den Randzeiten durch Sozialassistenten oder gleichwertig qualifiziertes Personal zugelassen werden.
– eine Erweiterung des Personalstammes auf mehr multidisziplinäres Personal, u.a. Erzieher, Kinderpfleger, Sozialpädagogen, Heilpädagogen oder Vertreter verschiedener Fachrichtungen (wie Physiotherapeuten und Psychologen). Im weiteren Sinne (unter Anleitung/Beaufsichtigung in den Randzeiten) zählen auch Eltern oder ehrenamtlich Engagierte dazu. Das Gesetz bietet hier Spielraum, der nicht genutzt wird.
– Fehlzeiten von Mitarbeitenden (Pausen, Urlaubsanspruch, Fortbildungen, Erkrankungen etc.) durch die Träger durch eine angemessene Anzahl von Vertretungsstunden auszugleichen. Bei trotzdem aufkommenden Engpässen eine vorher festgelegte Personengruppe aus dem Elternkreis zur (NOT)Betreuungshilfe zuzulassen.
– Springerstellen zu erhöhen, da sie ausgelastet sind.
– Überstunden für das Personal zu entlohnen, um kurzfristige Engpässe abzudecken.
– viel mehr Freiraum für die pädagogische Arbeit des Personals.
– Unterstützung der Fachkräfte bei Anliegen, die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz verursachen (durch Mediatoren, Psychologen, andere Beauftragte,…), da sich viele Fachkräfte in den Einrichtungen nicht wohlfühlen, was zu hohem Krankenstand führt.
Der Gesetzgeber fordert Gemäß SGB-VIII § 22:
(2) 1 Tageseinrichtungen für Kinder und Kindertagespflege sollen
1. die Entwicklung des Kindes zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit fördern,
2. die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen,
3. den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit, Kindererziehung und familiäre Pflege besser miteinander vereinbaren zu können.
Diese von Gesetzeswegen geforderten Mindeststandards werden in Völklingen seit Jahren nicht eingehalten. Wir unterstützen mit unserer Forderung explizit das pädagogische Personal der KiTas, die ihr Bestes geben, um dieser Situation gerecht zu werden.
Wir sehen Oberbürgermeisterin Blatt und den Fachdienst 24 in der Pflicht, diese Probleme anzugehen. Der aktuelle Zustand ist allerdings nicht mit starren Planstellenmodellen und minimaler Flexibilität des Trägers zu lösen, weshalb wir zusätzlich generell die Eignung des Fachdienstes in Frage stellen und den Übergang der städtischen KiTas zu einem anderen Träger befürworten. Wir Eltern können und wollen zum Kindes- und Familienwohl diese Zustände nicht weiter hinnehmen. Wir als Elternvertreter der meisten städtischen KiTas fordern Sie schnellstens zum Handeln auf.
Weitere Aktionen, um auf diesen Missstand hinzuweisen, werden folgen.