Beginnt der Namensstreit erneut?
Völklingen/Röchlinghöhe. Beginnt der Namensstreit wieder von vorne? Pünktlich zu den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Stadtteils machen die Namensgegner wieder auf sich aufmerksam: Eine Anzeige in der Völklinger Lokalausgabe der „Saarbrücker Zeitung“ bringt frischen Wind in die Diskussion.
Kurz bevor im Völklinger Stadtteil Röchlinghöhe an diesem Wochenende der Festakt zum 75. Bestehensjahr des Stadtteils beginnt sollte es eigentlich bei Pop- und Seemannsmusik, einem Festumzug und Kinderbelustigung nicht wieder um die Politik gehen. „Wir wollen eine fröhliche, lockere Veranstaltung, losgelöst vom Namensstreit“, erklärte kürzlich der Veranstalter gegenüber der SZ, die „Bürgerinitiative Hermann-Röchling-Höhe“.
Doch eine weitere Initiative, bestehend aus Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen, will das offensichtlich nicht akzeptieren. Die Überschrift „Keine Ehre für Kriegsverbrecher!“ macht auf eine Anzeige aufmerksam, die diese Initiative in der Freitag-Ausgabe der SZ-Lokalausgabe Völklingen ganzseitig veröffentlichen lies. Weiter hies es:
Die Röchlinghöhe sei „der letzte Ortsteil Deutschlands, der bis heute nach einem prominenten NS-Kriegsverbrecher benannt ist“. Der Völklinger Stahl-Industrielle, Hitler-Gefolgsmann und Wehrwirtschaftsführer Hermann Röchling war 1949 als Kriegsverbrecher zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
Unterstützt wurde der Appell von linken Politiker wie Jo Leinen, der inzwischen verstorbene Ottmar Schreiner (beide SPD), Heinz Bierbaum und Thomas Lutze (beide Linke) sowie Prominente aus der Kulturszene wie der Filmemacher und Oscar-Preisträger Pepe Danquart oder der ehemalige Ophüls-Filmfestival-Leiter Boris Penth. Dies sind nur wenige von vielen Unterschriften, auch der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Hans Netzer (SPD) und die Vorsitzenden der Synagogengemeinde Saar, der Christlich-jüdischen Arbeitsgemeinschaft Saarbrücken und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Saar haben unterzeichnet.
Im Januar wurde auf Antrag von CDU, SPD und FDP in einer öffentlichen Stadtratssitzung beschlossen den Stadtteil von „Hermann-Röchling-Höhe“ in „Röchlinghöhe“ umzubenennen. In den Augen der Initiative sei der Name Röchlinghöhe allerdings „ein fauler Trick, der Völklingen landesweit zum Gespött macht“, heißt es in der Anzeige. Die Initiative bemüht sich um die ursprüngliche Bezeichnung „Bouser Höhe“. „Indem nun nicht nur Hermann, sondern der Röchlingclan in seiner Gesamtheit geehrt wird, huldigt die Stadt absurderweise gleichzeitig noch zwei weiteren Nazi-Verbrechern der Familie: Ernst und Robert Röchling, die ebenfalls vielfältig in die Kriegsmaschinerie verstrickt waren.“, heißt es in der Anzeige.
Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU), der Schirmherr des 75-Jahre-Festes ist und selbst auf der Röchlinghöhe lebt, reagierte gelassen auf die Kampagne: Er nehme zur Kenntnis, „dass es eine Gruppe von Leuten gibt, die nach wie vor diese Aktionen starten“, sagte gegenüber der SZ. Dies sei das gute Recht dieser Menschen. In seinen Augen werde dies die Feier am Wochenende nicht beeinflussen, denn der Namensstreit ist entschieden. „Es ist gut für den Zusammenhalt des Stadtteils, dass jetzt endlich Ruhe eingekehrt ist und die Leute unbeschwert 75 Jahre feiern können“, so Lorig.