Mission erfüllt: Die weltweit einmaligen Trockengasreinigungen sind saniert – Noch müssen die Besucher des Weltkulturerbes aber draußen bleiben
#Völklingen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte hat seine weltweit einmaligen Trockengasreinigungen termingerecht und im Kostenrahmen saniert. Damit ist ein weiterer zentraler Teil der ehemaligen Roheisenproduktion der Völklinger Hütte restauriert. Die einsturzgefährdeten Trockengasreinigungen I bis III wurden zunächst gereinigt und dann statisch gesichert. Dabei handelte es sich um ein außergewöhnlich aufwendiges Projekt, für das es bislang keinerlei Vorbild gab. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist nun das einzige historische Eisenwerk der Welt mit drei restaurierten Trockengas-Reinigungsanlagen.
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger betont, dass „mit dem Abschluss der statischen Sanierung der Trockengasreinigungen I, II und III die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, das Weltkulturerbe Völklinger Hütte noch attraktiver und einzigartiger zu machen. Nun wird es möglich sein, die Technik der Gichtgasreinigung nach dem Halberg-Beth Verfahren dem Besucher anschaulich zu vermitteln. Dadurch können zusätzliche Tages- und Übernachtungsgäste für das Saarland gewonnen werden, welche Wertschöpfung in die Region bringen.“
Die Kosten für die statische Sanierung der drei Anlagen belaufen sich auf rund 11,7 Millionen Euro, die zu 50 % vom Bund und zu je 25 % von EU und dem Saarland getragen werden. „Erfreulich ist dabei auch, dass saarländische Firmen und Planer mit einem Anteil von ca. 7,37 Millionen Euro in hohem Maße von den Sanierungsarbeiten profitierten“, so die Ministerin.
„Im Zuge der Restaurierung der Trockengasreinigungen sind neue spektakuläre Bereiche im Weltkulturerbe Völklinger Hütte entstanden, die völlig anders sind als alle Gebäude, die wir bisher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. In manchen Räumen fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film oder im Maschinenraum der Titanic. Vor allem aber sind die Trockengas-Reinigungsanlagen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ein weltweit einmaliges Zeugnis der Industriekultur. Besonders berührt uns, dass die Technik der Tockengasreinigungen hier im Saarland erfunden wurde“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Für die Schadstoffreinigung waren gleichzeitig mehr als 80 Mitarbeiter im Einsatz – mehr Menschen, als für den Betrieb der Anlage notwenig waren. Damit wurde die arbeitsschutztechnische Voraussetzung für die anschließende Stahlbau-Sanierung der drei Hallenkonstruktionen geschaffen. Mit einem enormen, konzentrierten Arbeitseinsatz vieler saarländischer Baufirmen konnten nun wie geplant die umfangreichen Sanierungsarbeiten genau nach Zeitplan und im Kostenrahmen abgeschlossen werden.
In den Trockengasreinigungen der Völklinger Hütte wurde das Gichtgas, das bei dem Hochofenprozess entstand, von Erzstaub und Koksresten für ein Recycling gereinigt. Danach konnte das Gas als Brennstoff beispielsweise für den Betrieb der Gebläsemaschinen genutzt werden. Bei der Trockengasreinigung wurde das Gichtgas durch Baumwollschläuche gesaugt. Erzstaub und Koksreste blieben dann an den Schläuchen hängen und konnten gesintert den Hochöfen als Rohstoff nochmals zugeführt werden. Diese mehrfache Energienutzung war damals hoch innovativ und technisch ihrer Zeit weit voraus. So bildet die Trockengasreinigung einen unverzichtbaren Teil des industriekulturellen Denkmals, die Sanierung war wichtig für den Erhalt des UNESCO-Welterbe-Status.
„Die Sanierung der Trockengasreinigungen stellt die bisher größte Baustelle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte dar und ist für uns ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer kompletten Grundsanierung. Nach der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags, das Weltkulturerbe Völklinger Hütte auch nach 2015 weiter zu fördern, wird ein Traum wahr, der noch vor wenigen Jahren unerreichbar schien – das Weltkulturerbe Völklinger Hütte wird für Generationen erhalten bleiben. Und es könnte das erste industriekulturelle UNESCO-Welterbe werden, bei dem es gelingt, in einem überschaubaren Zeitraum die Grundsanierung und homogene Erschließung abzuschließen“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
Heute war für das Weltkulturerbe ein historischer Tag: Mit den Besuchern der Pressekonferenz wurde es der ersten Besuchergruppe überhaupt ermöglicht die Trockengasreinigung zu besichtigen. Bis vor kurzer Zeit war es allein durch die hohe Kontaminierung mit hoch toxischen Giftstoffen nicht möglich die Anlage überhaupt zu betreten. Hinzu kommen bauliche gegebenheiten: Die Wege sind eng, man kann sich vieler Orts stoßen, im Boden und neben einigen Stegen klaffen noch immer tiefe Löcher und Ritzen. Man merk, dass man sich noch immer in einem historischen Industriegebäude befindet, das baulich zwar gesichert und entgiftet ist, doch die Besichtigung ist weiter nur unter strengen Auflagen und mit Begleitung möglich.
Erst in einem nächsten Schritt wird ein Teil der Trockengasreinigungen für Besucher zugänglich gemacht. Dieser neue Besucherbereich wird neue spektakuläre Einblicke in die Industriekultur der Völklinger Hütte bieten. Die Vertreter der Medien konnten einen ersten Einblick gewinnen, den viele Besucher erst in einiger Zeit haben werden. Soviel sei verraten: Die Anlage ist beeinduckend. Oder wie Anke Rehlinger sagte: „Das Weltkulturerbe ist nicht umsonst auch weiterhin einer der spannendesten Orte der Welt!“
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist weltweit das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist. Die Sanierung und touristische Erschließung der Völklinger Hütte werden aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und des Saarlandes finanziert.