Stadtwerke-Chef kündigt betriebsbedingte Kündigungen an: „Unvermeidbar“
#Völklingen. Die Stadtwerke Holding baut Stellen ab, so lautet die Überschrift der Pressemitteilung der Holding. Was alle Beteiligten vermeiden wollten scheint nun unumgänglich zu sein: Die Völklinger Stadtwerke hat heute betriebsbedingte Kündigungen angekündigt.
Michael Böddeker, der seit Oktober vergangenen Jahres die Geschäfte führt, hat am Morgen Oberbürgermeister Klaus Lorig und die Fraktionsvorsitzenden über den bitteren Schritt informiert. Kurz danach, gegen neun Uhr wurden die Belegschaft und der Betriebsrat bei einer Betriebsversammlung informiert.
Alle Möglichkeiten, diesen Schritt zu verhindern, habe man sorgfältig geprüft, Böddeker: „Sie können mir glauben, ich habe alles Sinnvolle grprüft, um Kündigungen zu vermeiden. Auch habe ich mich dafür eingesetzt, Mitarbeitern einen einfachen Übergang in ein Arbeitsverhältnis außerhalb der Stadtwerke zu ermöglichen. Ihr Interesse daran war jedoch sehr gering.“ Im Rahmen der Sanierung habe man die Sachkosten bereits erheblich reduzieren können, doch das reiche nicht aus, weitere Einschnitte bei den Personalkosten seien notwendig informiert der Geschäftsführer weiter. Rund 700.000 Euro müsse man jährlich einsparen, damit Finanzierungszusagen gehalten werden können. Nur mit den damit verbundenen Krediten könne das Unternehmen überleben und neu ausgerichtet werden. Nur so könne wenigstens der Großteil der Arbeitsplätze erhalten bleiben. Herbeigeführt hat die Stadtwerke unter der früheren Führung die prekäre Situation selbst: 20 Millionen Euro Schulden haben sich angehäuft, vorrangig verursacht durch die Fehlinvestition in die inzwischen veräußerte Meeresfischzucht in Fürstenhausen.
Michael Böddeker ist nach Völklingen geholt worden um das Unternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser zu lotsen. Er soll den Stadtwerke Konzern wieder zu dem starken Unternehmen machen, das er vorher war. „Ich werde mich dafür engagieren, die Zahl der abzubauenden Stellen so gering wie möglich zu halten und den Abbau möglichst sozialverträglich zu gestalten“, verspricht Böddeker.
Betriebsbedingte Kündigungen nicht solange die Hauptschuldigen in Amt und Würden sind
„Betriebsbedingte Kündigungen nicht solange die Hauptschuldigen in Amt und Würden sind“, das fordern die Linken in Völklingen. Entsetzt zeigt sich Dr. Christoph Gottschalk, Vorsitzender der Linke in Völklingen, dass die Sanierung der Stadtwerke Völklingen jetzt doch durch betriebsbedingte Kündigungen geschehen solle. Gottschalk stellt in einer Pressemitteilung der Linken Völklingen fest: „Abgesehen davon, dass dies von einem eklatanten Mangel an unternehmerischer Kreativität zeugt und jetzt doch die klassische Vorschlaghammermethode – Sanierung durch Personalabbau – angewandt wird, verstößt dies gegen alle Absprachen.“
Zwar habe man von seiten der Linken den Sanierungsprozeß von Anfang an positiv begleitet, doch nur unter der Bedingung, dass sie ohne betriebsbedingte Kündigungen vollzogen werde. Es sei ganz klar, dass die Zustimmung der Linken zu betriebsbedingten Kündigungen niemals gegeben werde.
Damit würde von Seiten der Geschäfts- und Aufsichtsratsführung der Stadtwerke der Konsens einer gemeinsamen Sanierungsanstrengung einseitig gekündigt. „Es ist ausgeschlossen, dass auf dem Rücken der Belegschaft jetzt saniert werden soll, was“, so lautet die Pressemitteilung wörtlich: „die CDU-Clique um Oberbürgermeister Lorig und Stefan Rabel (Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat) in den Dreck gefahren hat.“
Wenn hier jemand gekündigt werden müsse, sei das der Oberbürgermeister, Gesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Völklingen Klaus Lorig mit samt seinen CDU-Aufsichtsratsmitgliedern, die die Hauptschuldigen an dem Skanda seien.
Neben den Linken aus Völklingen fordern auch Astrid Schramm und die SPD-Landtagsabgeordnete Christiane Blatt: „Ziehen Sie Konsequenzen und gehen Sie als erster von Bord, Herr Lorig, bevor Sie das Schiff endgültig zum Sinken bringen!“
Lorig bleibt betont zielorientiert
Oberbürgermeister Klaus Lorig lies durch seinen Pressesprecher mitteilen:„Ich sehe die von Herrn Böddeker abgegebene Presseerklärung auf der Basis des Stadtratsbeschlusses zur Restrukturierung der Holding. Hier wurde ein Personalkostenabbau in einer Höhe von insgesamt 7oo ooo € beschlossen. Nach meinen Informationen befinden sich Betriebsrat und Geschäftsführung bezüglich der Umsetzung geeigneter Maßnahmen im Gespräch. Ich bin nach wie vor guter Hoffnung, dass sich am Ende der Gespräche eine sozialverträgliche Lösung abzeichnen wird“. Mit diesen Worten zeigt sich Lorig betont zielorientiert.
Es bleibt ihm auch keine andere Wahl, bei einem Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung vor wenigen Wochen konnte er auf die Nachfrage was passiere, wenn die Mitarbeiter nicht freiwillig in eine Transfergesellschaft wechseln nur eine Antwort geben: „Die Konsequenz liegt auf dem Tisch: betriebsbedingte Kündigung!“
Auch beim Neujahresempfang der CDU Völklingen betonte der Fraktionsvorsitzende Rabel, wie auch der Stadtwerke-Chef, man wollte keine Kündigungen. Dies setzt aber Kompromissbereitschaft und eine Einigung aller Beteiligten voraus. Diese ist offensichtlich aber nicht gegeben.
Der Betriebsrat bleibt optimistisch
Der Gesamtbetriebsrat-Vorsitzende Jelinski geht gegenüber des SR (Saarländischer Rundfunk) davon aus, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei und bestätigt damit Lorigs Zielsetzung: Man sei weiter in Verhandlungen, um die angekündigten Kündigungen abzuwenden. Laut den Informationen des SR seien bisher nur 11 Mitarbeiter auf einen Wechsel in eine Transfergesellschaft angesprochen worden, bei den betroffenen käme der Wechsel garnicht in Frage. Auch alternative Arbeitsplätze seien nicht angeboten worden. Jelinski zeigt sich aber gegenüber dem SR auch gesprächsbereit: „Würde das nachgeholt, ließe sich in Kombination mit Altersteilzeitregelungen aber sicher ein Weg finden.“, so berichtet der SR auf seinen Webseiten.
Ein Kommentar der Redaktion:
Personal muss abgebaut werden – Sonst sind alle arbeitslos!
Personalabbau ist ein weiterer, notwendiger Schritt auf dem langen Weg die Völklinger Stadtwerke Holding zukunftsfähtig zu machen – leider muss auch dieser Schritt getan werden, daran führt kein Weg vorbei: Pro Jahr müssten über 700.000 Euro eingespart werden, um die Finanzierungszusagen einhalten zu können – Spart man nicht genug gibt es kein Geld von der SaarLB und die Stadtwerke Holding geht Konkurs.
Jetzt ist also der Betriebsrat als guter Verhandlungspartner gefragt: Schafft man es sich mit der Geschäftsführung und dem Aufsichtsrat auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen, die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen zumindest auf einem Minimum zu halten, wenn sie nicht sogar ganz vermeidbar sind? Wechseln doch noch Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft? Können Lohnkosten gespart werden indem man über Altersteilzeit-Modelle Stellen abbaut? Werden diese Fragen mit einem gemeinsamen, für Arbeitnehmer und Arbeitgeber vertretbaren Nenner nicht beantwortet, bleibt der Geschäftsführung keine andere Wahl als Kündigungen zu schreiben. Das weiß auch der Oberbürgermeister: „Die Konsequenz liegt auf dem Tisch: betriebsbedingte Kündigung!“ – Diese Konsequenz gilt es dringend zu vermeiden.