Spurensicherung nach sexueller Gewalt ist im Saarland ab sofort vertraulich möglich
#Saarland. „Sexuelle Gewalt hinterlässt Spuren!“ – so lautet der Titel der landesweiten Info-Kampagne, die der Frauennotruf Saarland und die Landesregierung am Vortag des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen in Zusammenarbeit mit der saarländischen Ärzteschaft gestartet haben. Die Kampagne begleitet die Einführung einer verfahrensunabhängigen, vertraulichen Spurensicherung nach sexueller Gewalt.
Sozialministerin Bachmann: „Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Beweissicherung sind landesweit verfügbar“
Damit wird es Betroffenen künftig ermöglicht, Gewaltspuren unmittelbar nach der Tat auch ohne polizeiliche Anzeige vertraulich dokumentieren, sichern und kostenlos aufbewahren zu lassen. „Sexuelle Gewalt hinterlässt nicht nur körperliche sondern vor allem auch seelische Spuren. Daher sind viele Betroffene unmittelbar nach der Tat nicht in der Lage, eine Entscheidung für oder gegen eine Strafanzeige zu treffen“, sagte Sozialministerin Monika Bachmann bei der Vorstellung des Projektes. „Häufig scheuen sich die Betroffen auch zu einem Arzt oder einer Ärztin zu gehen“, sagte Monika Bachmann. „Mit der vertraulichen Spurensicherung erhalten die Betroffenen ein Angebot, sich unmittelbar nach dem Vorfall – nach Wunsch in einer Klinik oder in einer Facharztpraxis – vertraulich Hilfe zu holen und die Spuren sichern zu lassen, die für eine mögliche spätere Anzeige bei der Polizei hilfreich sein können. Das Saarland ist das erste Flächenland, das landesweit eine institutionalisierte Angebotsstruktur für dieses vertrauliche Hilfemodell anbietet.“
Die vertrauliche Spurensicherung richtet sich zunächst an erwachsene Personen und wird landesweit in ausgewählten Kliniken und gynäkologischen Praxen angeboten. Über eine zentrale und ebenfalls vertrauliche Infonummer 0681/844944 bei der Rettungsleitstelle können Betroffene erfahren, wo sich die nächstgelegene Praxis bzw. Klinik befindet, die die vertrauliche Spurensicherung anbietet. Entwickelt wurde das Verfahren von einer interministeriellen Arbeitsgruppe unter der Federführung des Sozialministeriums.
In die Arbeitsgruppe eingebunden waren auch Vertreter des Justizministeriums sowie der Staatsanwaltschaft Saarbrücken. „Das Projekt gibt den Opfern, die sich erst im Nachhinein zu einer Anzeigeerstattung entschließen, die Gewissheit, dass sie in einem Ermittlungs- oder Strafverfahren objektive Beweise in der Hand haben. Es kann damit dazu beitragen, dass nicht nur die Anzeige-, sondern auch die Verurteilungshäufigkeit in Fällen sexueller Gewalt steigt. Eine effizientere Strafverfolgung hat dann aber auch durchaus präventive Wirkung und kann potenzielle Täter zum Nachdenken bringen, wenn sie der Gefahr gewahr sein müssen, sich vor Gericht auch nach einem längeren Zeitraum für ihre Taten zu verantworten“, unterstrich die Staatssekretärin im saarländischen Justizministerium, Dr. Anke Morsch.
Der Frauennotruf Saarland, der die vertrauliche Spurensicherung als spezialisierte Beratungsstelle initiiert hat, begleitet die Kampagne fachlich: „Wir sind überzeugt, dass im Sinne eines verbesserten Opferschutzes durch die Möglichkeit der vertraulichen Spurensicherung den betroffenen Frauen der Weg ins psychosoziale Hilfesystem erleichtert werden wird. Den Frauen mehr Handlungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, bedeutet auch, dass weitere Traumatisierung minimiert werden kann“.
Seitens der Ärzteschaft wird das Projekt von der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Berufsverband der Gynäkologen und der Ärztekammer unterstützt. „Wir begrüßen das Projekt sehr, weil es hilft, eine Versorgungslücke in besonders sensiblen Bereichen zu schließen. Daher unterstützen wir dies sehr gerne, indem wir als „Dienstleister“ die abrechnungstechnische Abwicklung gewährleisten“, so der Vorsitzenden des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland, Dr. Gunter Hauptmann.
Unterstützung erfährt das Vertrauliche Modell auch von der Ärztekammer des Saarlandes, die in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. die Fortbildung der Gynäkologinnen und Gynäkologen übernommen hatte. „Viele Frauen wenden sich nach einer Gewalterfahrung nicht zuerst an die Polizei, sondern an Ärztinnen und Ärzte. Durch dieses Projekt soll ihnen eine verlässliche Möglichkeit gegeben werden, gerichtsfeste Beweise vertraulich zu sichern“, so der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, Dr. Josef Mischo.
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