Wiederentdeckte Schätze im Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Generaldirektor plant neuen Umgang mit Gebläsehalle
#Völklingen. Nach dem Abbau der Ausstellung „PharaonenGold“ hat das Weltkulturerbe Völklinger Hütte in der Gebläsehalle eine umfassende restauratorische Maßnahme gestartet. Zum Vorschein kamen lange nicht gesehene Schätze. Sie sollen in der Ausstellung „Mon Trésor – Europas Schatz im Saarland“ den Besucherinnen und Besuchern erstmalig präsentiert werden – gemeinsam mit einer neuen Raumarchitektur.
Konservatorisch gesichert wird der dekorative Wandfries an der Außenwand der Gebläsehalle von 1900. Denn obwohl die riesige Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ein Nutzbau war, wurden ihre Wände im Stil der Jahrhundertwende mit kunstvoll filigranen Verzierungen verschönert. Und so arbeitet die Restauratorin Gabriele Raschke diesmal nicht in einem Kloster, einem Schloss oder der Römerstadt Xanten, sondern in unserem Industriedenkmal.
Für die Arbeiten wurden die Ausstellungswände an der Außenwand abgebaut. Zum Vorschein kam ein lang verborgener Teil der Gebläsehalle mit Arbeiterspinden, Maschinensteuerung und sogar einer Telefonzelle, die schon seit über 20 Jahren nicht mehr zu sehen waren. Arbeitssignale wurden in der Gebläsehalle aufgrund der Lautstärke per Lichtsignalen gegeben, auch die Telefonzelle diente dazu, etwas geschützt von dem Lärm wichtige arbeitstechnische Telefonate zu führen. Die Arbeiterspinde aus den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind regelrechte Zeitkapseln. In der Ausstellung „Mon Trésor – Europas Schatz im Saarland“ werden diese neu entdeckten Schätze der Hütteneinrichtung ab Samstag, den 12. September 2020, den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. Diese dürfen sich also auf neue Perspektiven in der Gebläsehalle freuen.
Generaldirektor Dr. Ralf Beil: „Für „Mon Trésor“ brauchen wir zwar noch manche Ausstellungswand. Doch insgesamt wird die Gebläsehalle in Zukunft weitaus luftiger bespielt werden. Mit weniger Einbauten und damit neuen Perspektiven auf die gewaltigen Maschinen und Schwungräder ebenso wie auf die filigrane Wandmalerei.“
Die Gebläsemaschinen der Völklinger Hütte pumpten die Luft zu den Winderhitzern und Hochöfen. Sie stammen aus den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, sind Meilensteine der Technikgeschichte und als Ensemble in dieser Form einzigartig.
Noch einmal Ralf Beil: „Die Gebläsehalle ist bei „Mon Trésor“ doppelt bedeutsam: Sie ist nicht nur das auratische Schatzgehäuse, sondern offenbart sich selbst mitsamt ihrer historischen Einrichtung und Gestaltung als außergewöhnlicher Schatz des Saarlandes“.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist das erste Industriedenkmal aus der Blütezeit der Industrialisierung, das in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Es ist das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist. Nach der Stilllegung der Roheisenproduktion im Jahr 1986 wurde die Völklinger Hütte 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Anfänge der Völklinger Hütte reichen bis zum Jahr 1873 zurück. Der erste Hochofen wurde 1883 angeblasen. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt international herausragende Ausstellungen und ist zugleich Ort für außergewöhnliche Konzerte und Festivals.