Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston 25. März bis 4. November 2018
#Völklingen. Seine Kunst ist eine Sensation, von Sammlern heißbegehrt und ein Medienereignis. Er selbst aber ist ein Phantom, dessen Identität die Öffentlichkeit nicht kennt. Der britische Künstler Banksy ist der Star der internationalen UrbanArt und der König der Underground-Kunst. Die Ausstellung „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“ spürt dem Phänomen Banksy in sehr eindringlichen Bildern nach. Banksys Projekte „Dismaland“ und „Walled Off Hotel“ erreichten 2015 und 2017 die größte weltweite Resonanz aller Kunstprojekte und setzten neue Standards in der Kunst der UrbanArt. Erstmals werden diese Banksy-Projekte durch Fotoarbeiten von Barry Cawston im Zusammenhang präsentiert. Die großformatigen Fotografien von Barry Cawston in der Möllerhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte lassen die Kunst von Banksy in seinen Bildern lebendig werden.
„Wir sind sehr glücklich, dass wir die beiden Banksy-Projekte „Dismaland“ und „Walled Off Hotel“ über die Fotoarbeiten von Barry Cawston im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigen können. Das Neue am Ansatz von Banksy wird über diese Fotografien erlebbar. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte vertieft so sein Profil als UrbanArt-Hotspot. Barry Cawstons Fotografien gehen weit über übliche Reportage-Fotos hinaus. Sie entwickeln ihre Spannung aus der Atmosphäre des Bildes, nicht nur durch die Dokumentation eines Ereignisses oder einer Installation. Durch ihre Bild-Sprache erzählen sie eine eigene Geschichte, die mehr ist als eine Dokumentation der Kunst Banksys. Möglicherweise schätzt Banksy die Bilder Barry Cawston gerade deswegen, weil Barry Cawston seine Kunst nicht abfotografiert, sondern sie in ein eigenständiges Kunst-Projekt überführt“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.
In dem berühmten Banksy-Projekt „Dismaland“ war alles anders. Statt eines Vergnügungsparks hatte Banksy in dem britischen Badeort Weston-super-Mare, nahe Bristol, einen „Verwirrungspark“ eingerichtet. Mit immer schlecht gelaunten Mitarbeitern und Installationen, die Gewissheiten und die ‚normale‘ Logik auf den Kopf stellten. Der britische Fotograf Barry Cawston hat die Atmosphäre von „Dismaland“ fotografisch eingefangen. Und immer, wenn er in „Dismaland“ unterwegs war, fotografierte er auch in der Stadt Weston-super-Mare, die für ihre klassischen Vergnügungsattraktionen bekannt ist. In Barry Cawstons Foto-Projekt vermischen sich die beiden Ebenen: Was ist Kunst-Performance, was die ‚reale‘ Stadt?
„Dismaland“ war ein Themenpark, der die negativen Seiten und Probleme unserer Gegenwart nicht ausblendete, sondern in einem subversiven ironischen Spiel mit Elementen von Vergnügungsparks verband. Themen dieses ‚Anti-Vergnügungsparks‘ waren die Umweltverschmutzung, das Leiden der Flüchtlinge, das Phänomen der Paparazzi oder unsere Handy-Sucht. Barry Cawstons Fotoarbeiten vermitteln die zuckrige Atmosphäre eines durchschnittlichen Vergnügungs-Parks, die ironisch auf den Kopf gestellt wird.
Das Konzept von „Dismaland“ wurd zu einem guten Teil von dem Ort inspiriert – dem 1937 eröffneten, aber seit 2000 für das Publikum geschlossenen Art-Deco-Strandbad Tropicana an der Promenade von Weston. Banksy, der in Bristol aufgewachsen ist, hat dort die Sommer seiner Kindheit verbracht. Heute sind es vor allem die Fotoarbeiten von Barry Cawston, die die Erinnerung an diese Kunstaktion und ihre Themen wach halten. Die großformatigen Fotografien in der Möllerhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte machen die Atmosphäre von „Dismaland“ noch einmal erlebbar. Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte lebt „Dismaland“ ein zweites Leben.
Vervollständigt wird die Ausstellung durch Fotografien zu Banksys „Walled Off Hotel“ – das Hotel in Betlehem mit dem ‚schlimmsten Ausblick‘ der Welt: dem Blick auf die Grenzmauer zwischen Israel und Palästina. Banksys „Walled Off Hotel” wurde im März 2017 eröffnet – direkt vor der Sperrmauer, die Betlehem von Jerusalem trennt. Das Hotel ist im britischen Kolonialstil gehalten, der ironisch von Kunst-Installationen gebrochen wird – wie von den Engeln mit Sauerstoffmasken, die über dem Flügel des Pianoraums hängen. An der Sperrmauer selbst hat Banksy immer wieder Kunstwerke hinterlassen: die Friedenstaube, die eine schusssichere Weste trägt oder den Palästinenser, der statt Steine einen Blumenstrauß wirft. Das „Walled Off Hotel“ soll den Blick real wie metaphorisch auf die gewaltige Trennmauer lenken, die sich direkt vor dem Hotel erhebt und die palästinensische Stadt Bethlehem vom benachbarten Israel trennt.
Indem Barry Cawston Bilder von „Dismaland“ und der Strandkulisse von Weston einerseits und des trotzig künstlerischen Außenpostens des „Walled Off Hotels“ und der widrigen Realität des Lebens im Westjordanland andererseits nebeneinanderstellt, verwischt er bewusst die Grenze zwischen Kunst und Wirklichkeit und versucht so, jenen, die nicht selbst dabei sein konnten, ein tieferes Verständnis dieser Kunstprojekte zu vermitteln. Durch die Linse des Fotografen erkennen wir, dass beide eine helle und eine dunkle Seite haben.
Barry Cawston hat die Kunst Banksys durchdrungen und daraus ein eigenes Kunst-Projekt mit eigener Bildsprache entwickelt. Bei seinen Besuchen in Völklingen zeigte er sich inspiriert durch das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und dem kulturellen Umfeld, in dem es steht. Auch diese Fotografien zeigen einen ganz eigenen Blick auf einen Ort, der schon oft fotografiert wurde. Mit Zustimmung und auf Wunsch von Barry Cawston wurden einige Fotos dieser Serie in die Ausstellung „Banksy’s Dismaland & Others“ intergriert.
Mit „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“ erfährt der UrbanArt Hotspot Völklinger Hütte eine neue Dimension. Bereits bei der „4. UrbanArt Biennale® 2017“ lag ein besonderer Akzent auf der interventionalen UrbanArt von Künstlern wie Jordan Seiler, Vermibus oder BR1, die mit ihrer Kunst, direkt in den Stadtraum eingreifen, um dort ihre Themen zu platzieren. Mit der Ausstellung zu Banksys „Dismaland“ und dem „Walled Off Hotel“ greift das Weltkulturerbe Völklinger Hütte diesen kulturellen Impuls auf und erweitert ihn durch eine neue Perspektive. Wie kann eine politisch und gesellschaftlich engagierte Kunst im 21. Jahrhunderts aussehen? Die Fotos von Barry Cawston geben darauf neue Antworten.
Zur Ausstellung „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“ erscheint ein vierfarbiges Katalogbuch, 96 Seiten, 14,80 Euro.
Barry Cawston
Der 1966 geborene Fotograf lebt in Axbridge, Somerset in der Nähe von Bristol. Unter anderem fotografierte er für den English Heritage die Serie „Buildings at Risk“ über gefährdete Denkmäler in England. Seine Fotoserien zu Architektur und Landschaft werden mit der Atmosphäre der Bilder von Edward Hopper oder David Hockney verglichen. Barry Cawstons Fotografien zu Banksy sind ein großer künstlerischer Erfolg. Banksy schätzt diese Fotos so sehr, dass er sie in seine eigene Internetseite integriert hat. Barry Cawston ist damit zum „offiziellen“ Banksy-Fotografen geworden. Er gewann mehrere Preise, neben zahlreichen Ausstellungen in Britannien zeigte er seine Fotoarbeiten unter anderem in Arles, Moskau, Paris oder Stockholm. „Banksy’s Dismaland & Others – Fotografien von Barry Cawston“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist Barry Cawstons erste Einzelausstellung in Deutschland. In der Ausstellung werden erstmals Bilder der Völklinger Hütte von Barry Cawston gezeigt, die einen ganz besonderen Blick auf das Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentieren und neue Dimensionen offenlegen.
UrbanArt-Parcours im Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Die „UrbanArt Biennale®“ des Weltkulturerbes Völklinger Hütte zeigt alle zwei Jahre die neuesten Entwicklungen und Positionen der internationalen UrbanArt. Sie ist das größte UrbanArt-Projekt der Welt. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte hat in den letzten vier „UrbanArt Biennalen®“ die 200 wichtigsten Künstler präsentiert, mehr als 400.000 Menschen haben die Biennalen besucht. Im Rahmen der vergangenen „UrbanArt Biennalen®“ haben zahlreiche internationale UrbanArt-Künstler vor Ort ortsfeste Installtionen speziell für ‚ihren‘ Ort in der Völklinger Hütte geschaffen. 50 UrbanArt-Werke von 30 Künstlern sind auch 2018 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen.
Hierzu zählt der Zyklus des französischen Künstlers Levalet, der mit seinen Arbeiten den Menschen, die einst in der Völklinger Hütte gearbeitet haben, eine Hommage erweist. Weiterhin zu sehen ist auch die größte Arbeit der „4. UrbanArt Biennale® 2017“ – die Installation von Thomas Canto im 30 Meter hohen Treppenhaus des Kohleturms. Zu den Künstlern des UrbanArt-Parcours im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zählen Jef Aérosol, Hendrik Beikirch, M. Chat, MonkeyBird, OX, Tanc, Tarek Benaoum, Vhils, YZ oder die Künstler des Kollektivs „Les Francs Colleurs“.
PM WKE