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1. FC Saarbrücken: Schnell raus aus Völklingen! Was steckt hinter dem 10-Punkteplan von Ostermann? : Völklingen im Wandel
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1. FC Saarbrücken: Schnell raus aus Völklingen! Was steckt hinter dem 10-Punkteplan von Ostermann?

#Völklingen/#Saarbrücken. Eines ist klar: Die Fans des 1. FC Saarbrücken wollen lieber heute als morgen wieder im Ludwigspark spielen. Lange hielt sich der Club-Präsident Hartmut Ostermann in der Stadionfrage zurück, um in der vergangenen Woche mit einem 10 Punkteplan Druck auf die Landeshauptstadt auszuüben. Doch was steckt dahinter? Die 10 Punkte hinterfragt.



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Der 1. FC Saarbrücken will schnell wieder nach Hause

Der 1. FC Saarbrücken spielt seit nun fast zwei Jahren im Völklinger Exil, das schmeckt dem Verein nicht, den Fans noch weniger. In einer gemeinsamen Sitzung zwischen Vertretern der Stadt Saarbrücken in Persona von Baudezernent Professor Heiko Lukas, Sportdezernent Harald Schindel sowie dem Prokuristen der GIU (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH) Jens Düwel und dem Präsidium sowie dem Aufsichtsrat des 1. FC Saarbrücken wurde sehr offen unter der Woche über den aktuellen Status des Baufortschrittes des Ludwigspark gesprochen. Gemeinsam habe man bei dieser Gelegenheit bekräftigt, dass alle gemeinsam das klare Interesse haben, dass die Blau-Schwarzen so schnell wie möglich wieder im heimischen Ludwigspark spielen.

Von der Haupttribüne und den zusehenden Stehrängen ist nichts mehr übrig: So wie auf dem Foto sieht der Ludwigspark nicht mehr aus (Foto: Hell)
Von der Haupttribüne und den zusehenden Stehrängen ist nichts mehr übrig: So wie auf dem Foto sieht der Ludwigspark nicht mehr aus (Foto: Hell)

Von Seiten des FCS-Präsidiums und des FCS-Aufsichtsrates wurden der Stadt Saarbrücken zehn dringliche Erwartungen übermittelt, die für die zukünftige Entwicklung des FCS laut eigenen Angaben existentiell sind. Diese lauten wie folgt:

  1. Sofortige europaweite Funktionalausschreibung für den Neubau des Ludwigsparks
  2. Errichtung eines Zweitligatauglichen Stadions
  3. Zusicherung eines Spielbetriebes während der Umbauphase
  4. Erstellung einer Container-Anlage im Ludwigspark mit allen notwendigen Vorhaltungen für die Gewährleistung eines Spielbetriebes während der Bauphase (die Kosten würden vom FCS getragen werden)
  5. Die Heimspiele in der zweiten Saisonhälfte der Spielzeit 2017/2018 nachder Winterpause sollen im Ludwigspark abgehalten werden
  6. Fertigstellung der Osttribüne (Heimtribüne unterhalb der Saarlandhalle) zum Sommer 2018, damit die Mindestkapazität erreicht wird für einen möglichen Spielbetrieb in der 3. Liga
  7. Fertigstellung einer Rasenheizung im Ludwigspark zur Spielzeit 2018/2019 (Finanzierung durch Zuschüsse, u.a. Sportplanungskommission und außerordentlichen Veranstaltungen)
  8. Der FCS zahlt für den Spielbetrieb während der Umbauphase keine Stadionmiete aufgrund der Übernahme der Kosten der Container- Landschaft sowie der Finanzierungsgewährleistung der Rasenheizung
  9. Innerhalb der nächsten vier Wochen soll ein Mietvertragsentwurf seitens der Stadt Saarbrücken vorgelegt werden
  10. Das FC-Sportfeld wird im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrag an den 1. FC Saarbrücken übergehen

Im Rahmen der gemeinsamen Sitzung wurde sich verständigt, dass mit Nachdruck alle Sachverhalte geprüft werden. Der 1. FC Saarbrücken verdeutlichte nochmals  abschließend, dass die formulierten Punkte einen erheblichen Einfluss haben auf den zukünftigen Fußballstandort Saarbrücken sowie die Entwicklung des Vereins.

Ostermann betreibt gekonnte Politik

Zeitpunkt und Inhalt dieses „Zahnpunkte-Plans“ sprechen für sich! Ostermann betreibt Politik in drei Richtungen: Zunächst übt er sanften, aber doch spürbaren Druck auf die Stadt Saarbrücken und das Land aus, ohne sich dabei aber im Ton zu vergreifen. Seine Linie ist bestimmend, verkrault dabei aber auch nicht die jenigen, die über die (kurzfristige) Zunkunft des Ludwigsparks das letzte Wort haben.

Lorig unterzeichnet den Mietvertrag (rechts FCS-Präsident Ostermann) - Foto: A.Hell
Hier unterschreibt Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig den Mietvertrag zwischen FCS und Stadt Völklingen für das Hermann-Neuberger-Stadion (rechts FCS-Präsident Ostermann) – Foto: A.Hell

Er stimmt die Fans zufrieden(er), die zuletzt im Angesicht des sportlichen Erfolgs wieder lauter nach einer Rückkehr in den geliebten Ludwigspark ruften in dem er diesen zuvor beschriebenen Druck überhaupt erst ausbaut.
Gleichzeitig kümmert er sich damit aber auch um die Zukunft des Vereins im Profifußball, denn es ist klar: Wird der Aufstieg in Liga 3 wirklich Realität, dann hat der 1. FC Saarbrücken aktuell kein für die Liga zulassungsfähiges Stadion vorzuweisen!
Großartige Luxusausgaben kann sich auch ein 1. FC Saarbrücken aber auch nicht leisten und Ostermann als Mäzen (er ist zugleich Hauptsponsor des Vereins) hat auch kein unbegrenztes Budget. Logisch daher die Überlegung: „Bevor in Völklingen viel Geld für Fähigmachung und Ausrüstung ausgegeben wird, zahlen wir doch lieber um Zuhause im Ludwigspark spielen zu können für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen drauf!“ Doch das ist alles andere als eine einfache „Milchmädchenrechnung“!

Was steckt hinter den 10 Punkten?

Aus den zuvor geschriebenen Zeilen wird bereits klar: So einfach ist das alles nicht! Einige Punkte entsprechen keinen wirklich realen Zielen, andere sind bereits in den Vorhaben der Stadt Saarbrücken verankert und widersprechen dem, was Ostermann für den 1. FCS fordert:

Zu 1. „Sofortige europaweite Funktionalausschreibung für den Neubau des Ludwigsparks“: Diese Forderung steht im Kontrast zu Beschlüssen, die bereits gefasst worden sind. So kann man wörtlich auf den Seiten der Stadt Saarbrücken lesen: „In seiner gemeinsamen Sitzung am 14. September haben der Werksausschuss des städtischen Gebäudemanagementbetriebes (GMS) und der Sportausschuss die Vergabe weiterer Aufträge zum Neubau des Ludwigsparkstadions beschlossen. […] Die Vergabe des Rohbaus der Funktionsgebäude soll im Februar 2018 auf den Weg gebracht werden.“
Zu 2. „Errichtung eines Zweitligatauglichen Stadions“: Diese Forderung entspricht dem Ziel der Landeshauptstadt, der Ludwigspark soll laut Planung für die zweite Liga geeignet sein.
Zu 3. „Zusicherung eines Spielbetriebes während der Umbauphase“: Diese Zusicherung gab die Stadt Saarbrücken bereits vor dem Umzug nach Völklingen, allerdings unter der Prämisse, dass der 1. FC Saarbrücken die Kosten für die Sicherungsmaßnahmen übernimmt. Das wollte man damals nicht, denn auch damals stellten sich hier einige Fragen! Wie hoch fallen die Kosten für diese Sicherungsmaßnahmen aus? Das ist bisher nur aus Schätzungen bekannt. Der 1. FCS, der der Kostenübernahme nun grundsätzlich zustimmt, begibt sich damit in ein wirtschaftliches Risiko! Genügen den Entscheidern von DFB, Feuerwehr und Behörde(n) Sicherungsmaßnahmen nicht, so entstehen weitere (ggf. hohe) Kosten durch neue Auflagen. Ein gegebenen Falls gegebener Mieterlass (s.u.) kann diesem finanziellen Risiko nicht gegengerechnet werden.
Zu 4. „Erstellung einer Container-Anlage im Ludwigspark[…]“: Da der 1. FCS diese Kosten übernimmt, liegt auch hier ein geringes finanzielles Risiko vor – Teurer kann es immer werden, doch da der FCS wohl auch die Planung übernehmen wird, sollte sich das in Grenzen halten.
Zu 5. „Die Heimspiele in der zweiten Saisonhälfte der Spielzeit 2017/2018 nachder Winterpause sollen im Ludwigspark abgehalten werden“: Ob dies einzuhalten ist, das kann zu Recht bezweifelt werden. Mit diesem Wunsch will man Druck den Zeitplan geben – desto schneller der FCS im Ludwigspark spielt, desto schneller muss dort auch etwas passieren. Doch diese Forderung kann auch Nachteile haben: In Völklingen plante man bisher die Öffnung zugeschütteter, weiterer Ränge neben dem Gästeblock. Das sollte während der Winterpause passieren. Wenn der FCS nun mit dem Auszug droht, könnte dieses Vorhaben noch verworfen werden. Bleibt der FCS aber doch auf Zeit in Völklingen, bleiben die Platzverhältnisse im Hermann-Neuberger-Stadion wie sie aktuell sind. Das könnte auch im Falle des Aufstiegs Nachteile mit sich bringen.
Zu 6. „Fertigstellung der Osttribüne (Heimtribüne unterhalb der Saarlandhalle) zum Sommer 2018[…]“:  Diese Forderung muss der 1. FCS stellen! Sollte die für Liga 3 geforderte Mindestkapazität im Sommer 2018 nicht erreicht werden, so hat der 1. FC Saarbrücken zumindest das Argument an diesem Zustand nicht die Schuld tragen. Ob sich die Stadt Saarbrücken aber diesen Druck auflegen lässt, zumal man aktuell anders plant (Webseite: „Die derzeitige Planung sieht die Fertigstellung der Funktionsgebäude sowie der Süd- und Osttribüne für August 2019 vor“) kann man bezweifeln und selbst wenn die Kommune zusagt: Was passiert, wenn es irgendwo klemmt? Hat der FCS dann doch wieder keine (geeignete) Heimat mehr?
Zu 7. „Fertigstellung einer Rasenheizung im Ludwigspark zur Spielzeit 2018/2019“: Die Umsetzung dieser Anforderung an 3. Liga-Stadien ist durchaus denkbar. Der Rasen liegt, die Finanzierung durch Förderprogramme steht.
Zu 8. „Der FCS zahlt für den Spielbetrieb während der Umbauphase keine Stadionmiete“: Hier stellt sich die Frage, wer darüber entscheidet: Liegt die Entscheidungskompetenz bei den Dezernenten oder der Oberbürgermeisterin Britz (SPD), dann sollte dies machbar sein. Ob diese Forderung aber in einer Stadtratssitzung oder einem Ausschuss Mehrheitsfähig ist müsste sich zeigen.
Zu 9. „Innerhalb der nächsten vier Wochen soll ein Mietvertragsentwurf seitens der Stadt Saarbrücken vorgelegt werden“: Auch hier stellt sich grundsätzlich die Frage: Wer muss solch einen Mietvertrag von seiten der Stadt absegnen? Wenn diese Kompetenz ohne Stadtrats-/Ausschussbeschluss gegeben ist, sollte dies im Rahmen des realistischen sein.
Zu 10. „Das FC-Sportfeld wird im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrag an den 1. FC Saarbrücken übergehen“: Über den Verkauf eines städtischen Grundstücks muss der Stadtrat entscheiden. Ob dies nur eine Formalie darstellt oder aber durch eine Mehrheit verhindert wird ist offen. Allerdings sollte dieser Punkt nicht über die kurzfristige Zukunft und Heimat des 1. FC Saarbücken entscheiden.

Fazit des Autors:

Natürlich würde ein Umzug, egal ob schon im Februar oder erst nach der Sommerpause, bei vielen Fans große Freude hervorrufen. Das „Exil Völklingen“ ist einfach nicht beliebt: Im Halbrund des Hermann-Neuberger-Stadions können die Fans nur schwer genügend Stimmung aufbauen, um das Team als 12. Mann nach vorne zu Schreien (was auch den Männern auf dem Platz fehlt). Die Toilettenanlagen sind nur Notlösungen, das Stadion einfach nicht das was man aus dem Ludwigspark gewohnt ist. Nicht zuletzt ist das Hermann-Neuberger-Stadion für die dritte Liga aktuell nicht genehmigungsfähig.
Doch ein kurzfristiger Rückzug „in den Park“ ist mit Risiken verbunden: Es entstehen viele Abhängigkeiten von der Stadt Saarbrücken, von (Genehmigungs-)Behörden, Gremien und nicht zuletzt vom DFB, der die Sicherungsmaßnahmen auch abnicken müsste. Außerdem gibt es wichtige Faktoren die für die 3. Liga erst verwirklicht werden müssten (Tribüne, Rasenheizung). Pessimismus darf bei der bisherigen Posse um den Ludwigspark erlaubt sein: Die Stadt Saarbrücken hat bereits vieles versprochen, warum sollten eventuelle Zusagen dieses Mal eingehalten werden (können)?
Der 1. FC Saarbrücken hat mit der Veröffentlichung dieses 10-Punkteplanes den Ball an die Stadt Saarbrücken zurück gespielt, nun muss sie überlegen wie sie diesen Ball verwertet. Für den FCS bleibt in dieser Zeit die Aufgabe zu überlegen, was für den Verein das geringere wirtschaftliche Risiko ist: Sich in Abhängigkeiten begeben oder in Völklingen temporäre Lösungen suchen. Red/Andreas Hell

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