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Röchling-Debatte flammt wieder auf: Zurück zur Bouser Höhe? : Völklingen im Wandel
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Röchling-Debatte flammt wieder auf: Zurück zur Bouser Höhe?

#Völklingen/#Röchlinghöhe. Der Name „Hermann“ wurde bereits aus der Ortsbezeichnung gestrichen, nun soll auch der Nachname Röchling gestrichen werden, wenn es nach der Bürgerinitiative „Bouser Höhe – Gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit“ geht.



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Ein Blick in die Vergangenheit der Röchlinghöhe

1937 erfolgte am 20. April der erste Spatenstich für die Stammarbeitersiedlung auf der Bußer Höhe, diesen Namen trug die Siedlung bis 1942, als man sie erstmals nach Hermann-Röchling umbenannte:
„Ich weiß, wie Sie sich, Herr Kommerzienrat, so sehr um das Siedlungsvorhaben bemüht haben und ich weiß auch, daß Sie heute noch, so oft es Ihnen die Zeit erlaubt, sich persönlich um den Weiterbau kümmern und immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gerne habe ich daher die Anregung der Allgemeinen Baugenossenschaft 1904 aufgenommen, in Würdigung Ihrer großen Verdienste um das Siedlungswesen, die Siedlung auf der Bußer Höhe Hermann- Röchling-Siedlung zu nennen.“
Dies erklärte der damalige, stellvertretende Bürgermeister Völklingens, NSDSP-Kreisleiter Graf, anläßlich der Feier zum 70. Geburtstag Hermann Röchlings in der Wartburg in Saarbrücken.

Zwischenzeitlich, nach den Wirren des 2. Weltkrieges wurde die Siedlung wieder „Bouser Höhe“ genannt, bis sie 1956 ihren bis 2013 gültigen Namen erhielt: Hermann-Röchling-Höhe
In einer ersten Abstimmung entschieden die Volksvertreter zunächst, dass die Bouser Höhe überhaupt umbenannt werden soll: 29 Stimmen waren für eine Umbenennung, nur zwei dagegen. Anschließend standen zwei Namen zur Debatte „Röchlinghöhe“ und „Hermann-Röchling-Höhe“, wie wir heute wissen setzte sich die Variante mit „Hermann“ damals durch:  23 zu acht Stimmen lautete das Ergebnis.
Nach dem Stadtratsbeschluss vom 13. August erfolgte die Umbenennung am 26. August. Damit wurde das Engagement von Kommerzienrat Dr. Hermann Röchling bei der Gründung der Stammarbeitersiedlung gewürdigt, so die damalige Begründung zur Umbenennung.

Seit 31. Januar 2013: Röchlinghöhe

Bereits im Jahr 2000 machte ein ARD-Magazin darauf aufmerksam, dass Herrmann Röchling als verurteilter Kriegsverbrecher ein ganzer Stadtteil gewidmet und er dazu bis zu diesem Zeitpunkt Ehrenbürger der Stadt Völklingen sei. In der Folge wurde die Kritik an der Namensgebung des Stadtteils immer lauter, bis sich 2010 die „Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit“ auf der Hermann-Röchling-Höhe gründet, sie tritt für die Rückbenennung des Stadtteils in „Bouser Höhe“ ein, was wiederum woanders auf Kritik stößt.
Die Bürgerinitiative erkämpfte sich mit einer Unterschriftensammlung und der politischen Unterstützung der Linken im Stadtrat eine Ratsabstimmung, die am 31. Januar 2013 stattfand und zum (Teil-)Erfolg führte: Der Völklinger Stadtrat nennt mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP die Hermann-Röchling-Höhe in Röchlinghöhe um, die restlichen Parteien stimmten gegen diesen Namen oder enthielten sich.

Wird aus der Röchlinghöhe nun doch die "Bouser Höhe"? Eine Petition soll es richten! (Foto: Hell)
Wird aus der Röchlinghöhe nun doch die „Bouser Höhe“? Eine Petition soll es richten! (Foto: Hell)

Doch auch diese Entscheidung stößt auf Kritik: Es reiche nicht, den Vornamen Hermann zu streichen, denn dadurch würde der „Röchlingclan in seiner Gesamtheit“  (LXXXVII. S. 77) geehrt. Absurderweise huldige man nämlich damit zwei weitere Nazi-Verbrecher: Ernst und Robert Röchling.

2016 beginnt die Diskussion langsam wieder

Die Bürgerinitiative und die Unterzeichner einer Petition drängen nun auf die Rückbenennung der Röchlinghöhe in Bouser Höhe. Völklingen sei die einzige deutsche Stadt, in der noch ein Stadtteil nach nun nicht nur noch einem verurteilten Kriegsverbrecher benannt sei, sondern sogar nach dreien lautet die Kritik weiter.

Am Montag soll eine Petition auf Umbenennung der jetzigen Röchlinghöhe in Bouser Höhe, versehen mit 2600 Unterschriften, an Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) übergeben werden. Am 3. Dezember folgt darüberhinaus ein Termin bei Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (ebenfalls CDU).

Bürger sehen erneuten Vorstoß zur Umbenennung kritisch

Die Völklingerinnen und Völklinger sehen den Vorstoß zur erneuten Umbenennung mehrheitlich kritisch. Neben den mit einer Umbenennung verbundenen Kosten, könne man sich auch die Umgewöhnung sparen so ein Großteil der Stimmen: „Ich wohne noch immer auf der Hermann-Röchling-Höhe! Und das wird sich bei mir und vielen anderen so oder so nicht ändern!“, so eine Anwohnerin. Viele sehen in Hermann Röchling immer noch einen Glücksbringer für die Stadt, das solle man nicht vergessen so der Tenor. Einige sind auch überrascht, so sagt ein weiterer Einwohner: „2600 Unterschriften? Ich, als einer von den knapp 1300 Einwohnern, habe jedenfalls keine Liste gesehen! Warum fragen die nicht mal uns?“
Andere sehen die Ehrung Röchlings durchaus kritisch: „Es ist gut, dass der Vorname bereits entfernt wurde und die Kosten, die mit den neuen Schildern anfallen, sind im Vergleich doch nur Peanuts“ so ein durch die Saarbrücker Zeitung Befragter Saarlouiser.
Für Dritte waren die beiden vorherigen Umbenennungen bereits nicht von Nöten, da sie schon immer auf der „Bouser Höhe“ leben, eine Rückbenennung wäre für diese Partei keine Schandtat – Gegenstimmen sagen wiederum: „Ich wohne doch nicht in Bous!?“

Namensgebung wird ein Thema bleiben

Die Namensgebung des Stadtteils wird wohl weiterhin ein Thema bleiben, egal was passieren wird: Die einen würden eine weitere Umbenennung im Nachhinein kritisieren – wird der Stadtteil nicht umbenannt bleibt die Kritik am Namen Röchling. Bei dieser Entscheidung wird es immer Verlierer geben, wohl genau deswegen haben sich die Volksvertreter am 31. Januar 2013 für den Kompromiss entschieden. Doch ein Kompromiss hat wie wir heute bemerken zu mindestens in diesem Fall nur Verlierer, denn zufrieden ist eigentlich niemand.

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