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Saarbrücker Zeitung, 15.3.2001: Ein Haus mit Geschichte : Völklingen im Wandel

Saarbrücker Zeitung, 15.3.2001: Ein Haus mit Geschichte

15.3.2001

Ein Haus mit Geschichte

Heutzutage trägt es drei Nummern – Wahrscheinlich im 18. Jahrhundert erbaut

Die archäologischen Grabungen am „Alten Brühl“ im Bereich der Martinskirche rücken auch das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Blickpunkt – eins der ältesten Häuser von Völklingen.

Nach schriftlicher und mündlicher Überlieferung aus dem Familienkreis war das Haus, das heute – unter mehrere Eigentümer aufgeteilt – unter der Adresse „Im Alten Brühl“ 17, 19 und 21 zu finden ist, das Elternhaus von Jakob Dorr. Er gründete 1885 eine Handels-Firma. Und Zeitungs-Anzeigen rühmten „Jacob Dorr Völklingen, Saarstraße“ als „billigste Bezugsquelle von Colonial-Waren-Lebensmittel etc.“ – im „Völklinger Volksfreund“ am 22. Juni 1898 stand zum Beweis eine Preisliste für „Prima Hülsenfrüchte“ und „Suppen-Einlagen“ daneben. Saarstraße, so hieß die Straße seinerzeit; erst 1937, im Jahr der Stadtwerdung Völklingens, wurde sie umbenannt zu „Im Alten Brühl“. Das 1897 erbaute angrenzende Haus (heute „Im Alten Brühl 23“) war Dorrs erstes Geschäftshaus. Doch der Überlieferung zufolge verdarb durch die Mauern eintretendes Grundwasser die Lagerbestände im Keller. Deshalb siedelte Dorr um 1900 mit seiner Familie ins „obere Dorf“ um und richtete dort, in der Moltkestraße, sein „Consum-Geschäft“ ein.

Das dreiteilige Gebäude am „Alten Brühl“, vom Typ „Südwestdeutsches Einhaus“, diente einst bäuerlichen Zwecken. Der zweigeschossige Bau vereinigte einen Wohn- und einen Wirtschaftsteil. Zum Wohnteil im Erdgeschoss gehörten zwei Stuben, Kammer und Küche; im Wirtschaftsteil waren Scheune und Stallungen untergebracht. Die Wohnung bot somit Platz für die Funktionen Wohnen, Schlafen und Speisezubereitung, der Wirtschaftsteil – heute finden sich an seiner Stelle eine Garage und weiterer Wohnraum – umfasste den Dreschplatz, die Garbenablage, die Großviehhaltung und den Heustock. Wohnen und Großviehhaltung unter einem Dach: Das war um der Wärmegewinnung willen zweckmäßig. Der Bau weist noch das ursprüngliche Satteldach mit Halbwalm (Krüppelwalm) auf; nach seinem Aussehen zu schließen, wurde er noch im 18. Jahrhundert errichtet.

Lange stand das Gebäude in vornehmer Nachbarschaft: Wenige Meter entfernt befand sich – bis zu seinem Abriss 1971 – das Pfarrhaus „Im Alten Brühl 15“. Die Pläne dafür hatte der Baudirektor Balthasar Wilhelm Stengel gezeichnet, ein Sohn des fürstlich nassau-saarbrückischen Generalbaudirektors Friedrich Joachim Stengel; erbaut wurde das evangelische Pfarrhaus am „Alten Brühl“ 1788/89 unter Leitung des Baumeisters Philipp Bruch.

Im Zusammenhang mit den Ausgrabungen der alten Martinskirche kam auch das noch erhaltene Haus „Im Alten Brühl 17, 19, 21“ ins Gespräch: So wurde in der Debatte etwa vorgeschlagen, die Stadt Völklingen möge den Bau erwerben und ihn als Empfangsgebäude für Gäste herrichten, für ein kleines heimatkundliches Museum oder vielleicht auch für einen Restaurationsbetrieb – „Zum Königshof“ oder ähnlich genannt. Oder auch, nach dem Vorbild von „Uhrmachers Haus“ in Köllerbach, für Kultur-Veranstaltungen JÜRGEN BOLDORF

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