1200 Jahre Völklingen | Die Saarabstimmung
#Völklingen/#Saarland/#1200JahreVölklingen. Zwischen 1920 bis 1935 gehörte Völklingen zum Saargebiet (französisch Territoire du Bassin de la Sarre, in wörtlicher Übersetzung „Saarbeckengebiet“), welches vom Deutschen Reich abgetrennte Industriegebiet an der mittleren Saar umfasste, grob das heutige Saarland.
Wunsch zur Rückkehr
Anlässlich der Jahrtausendfeier der Rheinlande demonstrierten am 19. Juni 1925 40.000 Menschen in Saarbrücken für die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. Die Besetzung durch französische Soldaten, darunter auch Kolonialtruppen mit Nordafrikanern, was zum Teil als besondere Erniedrigung empfunden wurde („Schwarze Schmach“), die Ausbeutung des saarländischen Kohle- und Stahlreviers sowie die deutschnationale Propaganda verstärkten den Wunsch vieler Saarländer, ins Deutsche Reich zurückzukehren. Alle saarländischen Parteien unterstützten dies während der Weimarer Republik.
Die Saarabstimmung
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) im Deutschen Reich veränderten sich die politischen Bedingungen im Saargebiet hinsichtlich der im Januar 1935 anstehenden Abstimmung über seinen zukünftigen Status. Unter dem Eindruck der Zustimmung der bürgerlichen Parteien zum Ermächtigungsgesetz und ihrer anschließenden Selbstauflösung sowie der Gleichschaltung im Reich ging im Saargebiet die bürgerliche Deutsch-Saarländische Volkspartei im Juni 1933 auf Initiative ihres Vorsitzenden Hermann Röchling in der Einheitspartei Deutsche Front (DF) auf, deren einziges Ziel die Rückkehr nach Deutschland war. Das gleiche taten die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die Deutsche Zentrumspartei, die Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei, WP) und mit dem persönlichen Einverständnis des Reichskanzlers Adolf Hitler die NSDAP.
Als einzige bedeutende Partei wechselte die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) nach der Machtübernahme 1933 ihren Kurs, indem sie nicht länger die Rückkehr des Saargebiets nach Deutschland befürwortete, sondern für den Fortbestand der Mandatsverwaltung eintrat, um es weiterhin aus dem Machtbereich der Hitlerdiktatur herauszuhalten. Der SPD half bei diesem Vorhaben ihre Tageszeitung, dieVolksstimme.
Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die alle ohne Volksabstimmung im Versailler Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen Deutschlands verwarf, blieb eine Gegnerin der Mandatsverwaltung. Sie bekämpfte nun die Sozialdemokraten nicht mehr nur als Sozialfaschisten, sondern zusätzlich als „Vaterlandsfeinde, die das deutsche Volk an Frankreich verrieten“.
Erst sechs Monate vor der Abstimmung, im Juli 1934, entschied sich die KPD, veranlasst vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, zur Bildung einer Einheitsfront mit den Sozialdemokraten zwecks Fortsetzung des Völkerbundmandats. Um den radikalen Kurswechsel gegen den Widerstand örtlicher Funktionäre durchzusetzen, entsandte die KPD-Führung Herbert Wehner ins Saargebiet.
Die Agitation gegen einen Anschluss behinderten Restriktionen der französisch dominierten Mandatsverwaltung wie das Fehlen eines Rundfunksenders für das Saargebiet und das Auftrittsverbot für Redner oder überhaupt Politiker aus dem Deutschen Reich, die als Flüchtlinge in dieser Zeit kurz Aufenthalt im Saargebiet genommen hatten und über den Naziterror aus eigenem Erleben berichten konnten.
Der Versailler Vertrag sah drei Optionen für die Abstimmungsentscheidung vor:
Beibehaltung der gegenwärtigen Rechtsordnung (Status quo)
Vereinigung mit Frankreich
Vereinigung mit Deutschland
Für die erste Option hatte niemand konkrete Planungen angestellt, der Völkerbund selbst äußerte sich diplomatisch unverbindlich,[19] das Saargebiet wäre weiterhin wirtschaftlich ausgebeutet worden und ein Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland geblieben. Die zweite hätte Demokratie, jedoch Verlust der deutschen Sprache und Kultur bedeutet. Die dritte Option bedeutete, mit Deutschland zugleich Hitler zu wählen.
Der Abstimmungskampf (auch Saarkampf) wurde mit politischen, künstlerischen und medialen Mitteln geführt, wobei die mediale Präsenz der Deutschen Front die der Einheitsfront bei weitem übertraf. Vom Deutschen Reich aus wurden schon Monate vor der Volksabstimmung besondere Anstrengungen unternommen, um das Saargebiet per Rundfunkpropaganda zu erreichen. Volksempfänger wurden verteilt und in zahlreichen Sendungen betont, das Saargebiet gehöre zu Deutschland. Im Zuge dieser von Joseph Goebbels geleiteten Kampagne der NS-Propaganda wurden 1500 Versammlungen und Kundgebungen sowie über 80.000 Plakate eingesetzt. Die Alternative zur Rückkehr nach Deutschland sei fortgesetzte Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftliche Ausbeutung durch Frankreich und fehlende politische Mitbestimmung.

Die Hitlergegner sahen die bevorstehende Abstimmung als Chance eines Denkzettels gegen Hitler. Dem in den Veranstaltungen unzählige Male gesungenen Saarlandlied Deutsch ist die Saar von Hanns Maria Lux stellte Bertolt Brecht das Lied Haltet die Saar, Genossen! entgegen, das von Hanns Eisler vertont wurde. Gustav Regler schrieb den oppositionellen Roman Im Kreuzfeuer.
Obwohl viele international bekannte Persönlichkeiten die Politik der Beibehaltung des Status quo unterstützten, war die Status-quo-Politik der Einheitsfront aus der SPD unter Max Braun, KPD unter Friedrich Pfordt, einer Minderheit der bisherigen Zentrumspartei um Johannes Hoffmann und linkssozialistischen und autonomistischen Splittergruppen aufgrund der Stärke der die Wiedervereinigung befürwortenden Kräfte zum Scheitern verurteilt gewesen.
Jubel bei der Rückkehr der Berliner Abstimmungsberechtigten 1935 nach Berlin.
Das Abstimmungsergebnis vom 13. Januar 1935 lautete:
Stimmen | % | |
---|---|---|
Status quo | 46.613 | 8,87 |
Vereinigung mit Frankreich | 2.124 | 0,40 |
Vereinigung mit Deutschland | 477.089 | 90,73 |
ungültig/leer | 2.161 | – |
Summe | 527.987 | 100 |
Registrierte Wähler/Wahlbeteiligung | 539.542 | 97,99 |
Quelle:[21] |
Hitler sagte drei Tage später in einem Interview auf dem Obersalzberg zu dem amerikanischen Journalisten Pierre Huss, damit sei „einer der Versailler Unrechtsakte endgültig beseitigt“. Quelle: Wikipedia
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